Norden stark betroffen. AKN richtet Notfahrplan ein. NOB versucht zumindest Zwei-Stunden-Takt einzuhalten

Hamburg. Im Streit um einen bundesweiten einheitlichen Tarifvertrag verschärfen die Lokführer die Gangart. Mit einem dreitägigen Streik versucht die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) seit gestern 14 Uhr die verbliebenen privaten Regionalbahnen an den Verhandlungstisch zurückzubringen - und von ihnen ein nachgebessertes Angebot zu erhalten. Der Arbeitskampf soll noch bis Freitag früh, um zwei Uhr dauern.

In Norddeutschland sind diesmal die Züge der AKN sowie der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) betroffen. Die Hamburger Hochbahntochter Benex, die unter anderem an den Bahnen Metronom, Cantus und Odeg beteiligt ist, hat sich unterdessen zu Verhandlungen bereit erklärt - ihre Züge bleiben damit vom Streik vorerst verschont.

Bei der NOB, die unter anderem die Strecken Hamburg-Sylt und Kiel-Husum bedient, hielten sich die Ausfälle am ersten Streiktag noch in Grenzen. "90 Prozent unserer Züge fahren", sagte die Sprecherin Christiane Lage dem Abendblatt. Allerdings könne das Unternehmen noch keine Angaben zu den nächsten Tagen machen. "Wir setzen alles daran, die Verkehre zumindest im Ein- oder Zwei-Stunden-Takt aufrechtzuerhalten." Die Möglichkeiten für einen Ersatzverkehr mit Bussen seien begrenzt. Auf die Insel Sylt seien sie schon angesichts einer fehlenden Straßenverbindung über den Hindenburgdamm unmöglich. Fahrgäste sollten deshalb vor Reiseantritt die Abfahrtszeiten im Internet ( www.nord-ostsee-bahn.de ) abrufen oder über ein kostenpflichtiges Servicetelefon (0180/1018011 - 3,9 Cent pro Minute/Festnetz) erfragen.

Die AKN hat ihren Fahrplan schon vorsorglich ausgedünnt. Für die Linien A1, A2 und A3 wurde ein Notfahrplan erstellt, in dem die Züge nur noch im 60-Minuten-Takt verkehren, sagt AKN-Sprecher Jörg Minga. Das Unternehmen versuche seine Züge gezielt mit Mitarbeitern zu besetzen, die nicht in der GDL organisiert seien. Laut AKN streiken 23 von 82 Lokführern. Auch bei der AKN können sich Kunden über die konkreten Verbindungen unter der Servicenummer 04191/93 39 33 oder im Internet informieren.

Der Streit zwischen den Tarifpartnern droht nun endgültig in der Sackgasse zu landen. Sowohl Arbeitgeber als auch Gewerkschaft werfen sich Starrköpfigkeit und fehlende Verhandlungsbereitschaft vor. "Die Sturheit der Unternehmen ist nicht zu begreifen", kritisiert der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky und fordert sie auf, ihre Verweigerungshaltung zu überdenken. Für den Vorstandschef der Hamburger Hochbahntochter Benex ist es wiederum inakzeptabel, die GDL als Alleinvertretung der Lokführer zu akzeptieren oder die Konditionen der Deutschen Bahn voll zu übernehmen, sagte Günter Elste gestern. Gleichsam seien viele Forderungen der GDL bereits in bestehenden Haustarifen verwirklicht.

Ziel der Gewerkschaft ist es, bundesweit einheitliche Tarifstandards für alle 26 000 Lokführer durchzusetzen, wie sie bereits mit der Deutschen Bahn vereinbart wurden. Dabei geht es um gleiche Monatsentgelte, Zulagen für Sonn- und Feiertage, Nachtdienste sowie eine soziale Absicherung für Lokführer. "Der einzige Weg an den Verhandlungstisch führt über substanzielle Angebote", meint Weselsky. Es liege an den Arbeitgebern, "ob dieser Weg hart und steinig wird". Klar sei: "Die GDL hat einen langen Atem, das wissen die Arbeitgeber, und je länger und härter der Konflikt anhält, umso teurer wird der Tarifabschluss." Die Streikkasse sei gut gefüllt. In Norddeutschland sind 75 Prozent der Lokführer bei der GDL organisiert. Der GDL-Bezirksvorsitzende Lutz Schreiber ist zuversichtlich, eine Einigung zu erreichen: "Wir könnten eine Lösung hinbekommen, wenn sich die Arbeitgeber bewegen."