Russisches Konsortium legt Angebot vor. Ohne Übernahme droht Zerschlagung

Frankfurt. Im Ringen um die insolvente Warenhauskette Karstadt hat sich ein weiterer Kaufinteressent gemeldet. Dabei soll es sich um ein russisches Konsortium unter Führung des St. Petersburger Unternehmers Artur Pachomow handeln, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die Zahl der potenziellen Retter für den 25 000 Beschäftigte zählenden Warenhauskonzern erhöht sich damit auf vier.

Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg wollte sich zu Details nicht äußern, bestätigte am Wochenende lediglich, eine Offerte erhalten zu haben. Wer konkret zu den bisherigen Bietern Triton, Highstreet und Nicolas Berggruen hinzugekommen ist, wollte der Sprecher nicht sagen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen erfuhr, umfasst das Schreiben des Interessenten nur fünf bis sechs Seiten. Zudem sei der Bieter nicht im Datenraum gewesen und habe damit keine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgenommen.

Unterdessen macht Insolvenzverwalter Görg Druck bei der Entscheidungsfindung. "Bieter, Vermieter und die Gewerkschaft müssen sich in den nächsten Tagen zusammenraufen, sonst war's das", sagte er der "Bild am Sonntag". Der Kaufvertrag für Karstadt muss bis zum 9. Juni unterschrieben werden. Erst am Freitag hatte Görg die eigentlich an diesem Tag auslaufende Frist für einen Bieter bis dahin verlängert. Bis zu diesem Termin, dem Jahrestag des Insolvenzantrags, muss ein Kaufvertrag unterschrieben sein. Passiert das nicht, würde Karstadt mit seinen 120 Warenhäusern zerschlagen.

Dem "Spiegel" zufolge will das russische Konsortium für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag 100 Prozent der Anteile erwerben. Zudem will es von 2011 an durch Investitionen von jährlich rund 80 Millionen Euro die Karstadt Warenhaus AG sichern. Die deutsch-schwedische Fondsgesellschaft Triton hatte angekündigt, Karstadt als Ganzes zu erhalten. Bei Vollzug des Kaufvertrags will Triton 100 Millionen Euro in die Kette investieren, binnen fünf Jahren sollen weitere 400 Millionen Euro folgen.

Das Konsortium Highstreet um die US-Investmentbank Goldman Sachs will 30 Millionen Euro für Karstadt zahlen und der Kaufhauskette in den nächsten fünf Jahren 230 Millionen Euro an Mietzahlungen erlassen. Der Investor Nicolas Berggruen will 70 Millionen Euro für Karstadt bezahlen.