Beschäftigungspakt für Nordic-Betriebe im Osten. Sparkassen wollen Lindenau in Kiel helfen

Rostock/Wismar/Kiel. Neue Hoffnung für die Beschäftigten der Werften in Wismar, Warnemünde und Kiel: Während sich die IG Metall Küste und der russische Eigner der Nordic-Werften, Witali Jussufow, auf einen Beschäftigungspakt geeinigt haben, könnten in Kiel Sparkassen mit der Investitionsbank des Landes den Neustart der Lindenau-Werft sichern.

Details über das Verhandlungsergebnis nannten am Freitag weder der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt, noch eine Sprecherin von Jussufow. Formal müssen beide Seiten noch bis zum 31. Mai zustimmen. Ziel der Vereinbarung ist es, auf beiden Werften 1200 der zuletzt noch 2400 Stellen zu sichern.

Zunächst sollen am kommenden Mittwoch und Donnerstag die Belegschaften der beiden Werften bei Mitgliederversammlungen der IG Metall über die Vereinbarung informiert werden. Derzeit sind auf der Werft in Wismar noch 800 Menschen beschäftigt. Neben der Fertigstellung einer zweiten Fähre für die Stena Line geht es darum, den Bau des Tankers für Norilsk Nickel endgültig zu sichern. Die Stahlarbeiten an dem Schiff sollen am 1. Juli beginnen. Die Mehrzahl der weiteren Schiffbauer befindet sich in einer Qualifizierungsgesellschaft, die Ende Juli ausläuft.

Jussufow hat beim Kauf der Werften 1200 Stellen garantiert

Jussufow hatte bei der Übernahme der Betriebe die Beschäftigung von 1200 Mitarbeitern garantiert. Sollte dies gelingen, fiele auch keine im Kaufvertrag festgeschriebene Strafzahlung an. Das wiederum dürfte die Chancen für ein Engagement der Banken erhöhen. "Bei uns geht es um längerfristige Perspektiven für den Spezialschiffbau", hatte Jussufow dem Abendblatt gesagt.

Die Vereinbarung enthalte keinen weiteren Lohnverzicht der Beschäftigten, sagte IG-Metall-Sprecher Messerschmidt. Derzeit erhalten die Beschäftigten für drei Jahre kein Weihnachts- und Urlaubsgeld, dafür aber Einmalzahlungen von 500, 600 und 700 Euro. Tariferhöhungen werden ein halbes Jahr später wirksam.

In Kiel gelang am Freitag eine Wende nach einem dreistündigen Krisentreffen im Wirtschaftsministerium. Nach der Absage der HSH Nordbank könnten nun möglicherweise Sparkassen mit Unterstützung der Investitionsbank den geplanten Neustart der Traditionswerft sichern. Auch die Stadt Kiel signalisierte Entgegenkommen. Die HSH Nordbank hat die Finanzierung des einzigen Neubaus zwar abgelehnt, will dies aber noch einmal prüfen. Die nötigen neun Millionen Euro für den Bau eines Doppelhüllentankers sind Voraussetzung für die beschlossene Neustrukturierung. Zum 1. Juli soll Lindenau mit 95 Mitarbeitern und zehn Lehrlingen neu beginnen, 156 Beschäftigte müssen gehen.