Hamburg. Die Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren hält unvermindert an. Der leichte Rückgang des Goldpreises hat nicht zu einer Beruhigung geführt. "Die Nachfrage ist unverändert hoch, kann aber von uns erfüllt werden auch ohne Schlangenbildung in der Schalterhalle", sagt Stefanie von Carlsburg, Sprecherin der Hamburger Sparkasse, dem Abendblatt. Eine Anlagemünze (Nugget Känguru) kostete gestern bei der Haspa 1039 Euro. Das Edelmetallhandelshaus Pro Aurum registriert neue Käuferschichten, die sich bisher nicht mit Gold beschäftigt haben. Die Handelsplattformen im Internet wie Pro Aurum oder Westgold bieten wegen der hohen Nachfrage nur ein eingeschränktes Angebot an Münzen und Barren.

Der Goldpreis gab gestern auf 1215 Dollar je Feinunze (31,10 Gramm) nach und liegt damit 35 Dollar unter dem bisherigen Höchstpreis von 1249,40 Dollar, der vor wenigen Tagen erreicht wurde. Im Vergleich zum Vortag gab der Goldpreis um 2,5 Prozent nach. "Ich rechne nur mit einem leichten Preisrückgang beim Goldpreis", sagt Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg. Hedgefonds, die auf eine Staatspleite Griechenlands spekuliert haben, würden sich jetzt von Gold trennen, nachdem das Schlimmste abgewendet wurde. "Gleichzeitig haben aber viele Anleger noch gar nicht in Gold investiert und hoffen auf einen Preisrückgang", sagt Proettel. Der Experte sieht deshalb den Unzenpreis bei 1150 Dollar gut nach unten abgesichert.

Der größte Teil der Goldnachfrage kommt gegenwärtig von Fonds, die direkt in das Edelmetall investieren. So hat der weltgrößte Goldfonds, SPDR Gold Trust, in den vergangenen drei Wochen seine Goldbestände um 70 Tonnen aufgestockt. Insgesamt hat der Fonds 1209 Tonnen des Edelmetalls gehortet, die Hälfte der weltweiten Jahresförderung. Preisstützend wirkt auch, dass die Zentralbanken kaum noch Gold verkaufen, obwohl sie nach einem Abkommen 400 Tonnen jährlich auf den Markt werfen dürfen.

Nach Ansicht von HSBC Securities wird der Goldpreis aufgrund der ausufernden Staatsverschuldungen weltweit weiter nach oben getrieben. Laut Umfrage der Agentur Bloomberg unter Händlern, Analysten und Investoren könnte der Goldpreis in diesem Jahr 1500 Dollar erreichen. Die Commerzbank hält lediglich einen Anstieg auf 1300 Dollar für möglich.