Tochterunternehmen Opel dürfte nun ohne Staatshilfen auskommen. Das Europageschäft ist nach wie vor defizitär

Hamburg. Noch vor wenigen Monaten häuften sich die Schreckensmeldungen, dass Opel ohne Staatshilfen nur noch wenige Wochen überleben kann. Jetzt verdichten sich allerdings die Anzeichen, dass die deutschen Steuerzahler die Traditionsmarke mit ihren rund 25 000 Arbeitsplätzen in Deutschland doch nicht vor dem Ruin bewahren müssen. Branchenbeobachter sind überzeugt, dass Opel auf öffentliche Hilfen verzichten kann - und muss.

Stärkstes Indiz dafür sind die neuesten Erfolgsmeldungen des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) aus den USA. Der Hersteller musste zwar noch im vergangenen Jahr mit rund 52 Milliarden Dollar aus der Insolvenz gerettet werden - schreibt nun aber wieder schwarze Zahlen. GM schloss das erste Quartal mit einem Gewinn von 865 Millionen Dollar ab, informierte der Autokonzern gestern. Gründe für die positive Bilanz: strenge Sparmaßnahmen und eine Absatzsteigerung bei neuen Modellen. In seinem wichtigsten Markt Nordamerika verkaufte GM seit Jahresbeginn 55 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum. Auch in China, wo die Autobauer in den ersten drei Monaten 77 Prozent mehr Neufahrzeuge absetzten, konnte GM überproportional profitieren. Insgesamt konnte die Opel-Mutter dadurch ihren Umsatz um 40 Prozent auf 31,5 Milliarden Dollar steigern.

"Diese Erfolge, aber auch die Tatsache, dass GM inzwischen weitgehend von Schulden und Zinsforderungen befreit ist, ermöglichen dem Konzern eine Sanierung von Opel aus eigener Kraft", sagte Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der FH Bergisch Gladbach, dem Abendblatt. Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer ist davon überzeugt, dass GM sein Europageschäft allein retten kann, weil den Amerikanern dabei die Schwäche des Euro in die Hände spielt. Die Sanierung sei heute durch den Wechselkurseffekt um 338 Millionen Dollar günstiger als im Herbst. Nach Dudenhöffers Berechnung könnte GM mit dem derzeit guten Autogeschäft schon innerhalb von drei Monaten genug Geld verdienen, um die für Opel erbetene Staatsbürgschaft von 1,3 Milliarden Euro aus Deutschland selber zu tragen.

Unstrittig ist aber, dass GM noch massive Hilfen leisten muss, um Opel nach dem Auslaufen der absatzsteigernden Abwrackprämien wieder auf Kurs zu bringen. So hat GM in Europa in den ersten drei Monaten nach eigenen Angaben ein Defizit von etwa 500 Millionen Dollar vor Zinsen und Steuern eingefahren. Auch Kurt Kröger, Gesellschafter des weltgrößten Opel-Händlers Dello mit Sitz in Hamburg, hat zu Jahresbeginn 20 Prozent weniger Fahrzeuge der Marke mit dem Blitz verkauft. Damit liege sein Geschäft mit dem Ende der Abwrackprämie zwar in der eigenen Markterwartung. Aber auch der Hamburger Automanager erwartet nun, dass alle bereits angekündigten Investitionen vonseiten des Herstellers in die neuen Modelle realisiert werden.

Opel-Chef Nick Reilly räumte vor den Mitarbeitern ein: "Wir verlieren in Europa immer noch Geld, aber in geringerem Umfang als im vierten Quartal 2009." GM habe hier vor allem Boden gutgemacht, weil der neue Astra eingeführt wurde und der Verlustbringer Saab nicht mehr zum Konzern gehört. Reilly erwartet "in Kürze" eine Einigung mit der Belegschaft über deren Millionenbeitrag zur Rettung des Autobauers. Offiziell erwartet GM zusammen mit den Hilfen aus Deutschland nach wie vor aus Europa insgesamt 1,8 Milliarden Euro zur Opel-Sanierung.

Doch selbst wenn GM trotz der besseren Geschäfte weiter um die Unterstützung bitten sollte, rechnet Bratzel nicht mit einer Zusage von Staatshilfen: "Nachdem nun auch Länder wie Griechenland und Spanien hilfebedürftig sind, wird es für Opel schwierig."