Chef der Arbeitsagentur sieht Chancen für schwächere Schüler

Hamburg. Das Werben von Hamburgs Arbeitsagentur um weitere Lehrstellen zeigt Wirkung. Zum "Tag des Ausbildungsplatzes" haben am Dienstag Hamburger Firmen 1205 zusätzliche Lehrstellen bei der Agentur gemeldet. 256 davon können noch 2010 besetzt werden. Die restlichen 949 werden im kommenden Jahr vergeben. "Damit erhöhen sich die Wahlmöglichkeiten für die Jugendlichen. Außerdem werden jetzt mehr Ausbildungsplätze für weniger gute Schüler und Migranten gebraucht", sagte Rolf Steil, der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, dem Abendblatt. Hintergrund: Durch die demografische Entwicklung nimmt die Zahl der Bewerber ab und es kommen weniger junge Menschen aus angrenzenden Bundesländern nach Hamburg.

Insgesamt sind derzeit die Chancen auf eine Lehrstelle auch für Jugendliche mit Haupt- oder Realschulabschluss nicht schlecht - auch wenn in diesem Sommer wegen des doppelten Abiturjahrgangs 12 000 Abiturienten ihren Abschluss machen. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 24 85-11 13 bei der Agentur melden. Dann kann sofort ein Termin vereinbart werden, bei dem die Bewerber Angebote erhalten. In Hamburg stehen derzeit 3937 Lehrstellen offen. Eine Lehre suchen dagegen nur 2285 Jugendliche. Bis Ende April liegt die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge bei Handels- und Handwerkskammer jedoch höher als im Vorjahr. "4270 Verträge sind mehr als im Rekordjahr 2008, als insgesamt 10 300 Ausbildungen begonnen wurden", sagte Armin Grams, Leiter des Geschäftsbereichs Berufsbildung der Kammer. Im Plus rangieren Dienstleister und Einzelhandel, weniger Lehrstellen haben Industrie, Hotels und Gaststätten sowie der Groß- und Außenhandel vergeben. Ein eher geringes Interesse gebe es bisher für die 500 zusätzlichen Lehrstellen für Abiturienten. "Wir werden sie aber bis Oktober anbieten", sagte Grams.

691 Lehrverträge bedeuten bei den Handwerkern bis Ende April sogar ein Plus von 36 Prozent. "Wir wollen wie zwischen 2006 und 2008 wieder 2700 Auszubildende einstellen", sagte Handwerkskammer-Sprecherin Ina Diepold. Es sei aber nicht sicher, ob sich die Entwicklung so fortsetze. Das ist auch für Arbeitsagentur-Chef Steil offen: "Die Firmen haben in diesem Jahr eher Verträge geschlossen, weil sie wissen, dass es weniger Interessenten gibt."