Banken verschicken wegen Einführung der Abgeltungssteuer Jahressteuerbescheinigung verspätet

Hamburg. Hunderttausende Kunden von Geldinstituten warten bisher noch auf ihre Jahressteuerbescheinigung für 2009. Eine Reihe von Banken hat große Schwierigkeiten, dieses Dokument über vereinnahmte Zinsen und Kapitalerträge für das vergangene Jahr zu erstellen. Besonders sind Kunden mit Wertpapierdepots betroffen. Erstmals mussten die Geldinstitute dabei neue Regeln umsetzen, die sich aus der Einführung der Abgeltungssteuer im Jahr 2009 ergeben. Ein Sprecher des Bundesverbandes deutscher Banken bestätigte Probleme beim Umstellen der Software.

Die Bescheinigung ist hilfreich für das Ausfüllen der jährlichen Steuererklärung, die bis zum 31. Mai beim zuständigen Finanzamt vorliegen muss. Wie eine Umfrage des Abendblatts bei Banken gestern ergab, wollen die meisten Institute die Jahressteuerbescheinigungen bis Ende Mai versenden. Bisher wurden die Bescheinigungen bereits im ersten Quartal verschickt.

Bis Ende Mai sollen jetzt die über 700 000 Wertpapierkunden der Comdirect Bank die Jahresteuerbescheinigung erhalten. "In Einzelfällen kann es bei sehr komplexen Produkten auch noch etwas länger dauern", sagt Christiane Krämer von Comdirect. Mit komplexen Produkten sind vor allem Zertifikate und ausländische Aktien gemeint. Zwar sollte die Abgeltungssteuer eine Vereinfachung bringen, doch angesichts vieler Detailregelungen für zahlreiche Bankprodukte, "stand die Branche vor einer Herausforderung", wie ein Sprecher des Bankenverbandes sagt. Erst Ende Dezember 2009 habe das Bundesfinanzministerium ein Anwendungsschreiben zur Abgeltungssteuer veröffentlicht, beklagt die Branche. "80 Prozent unserer Kunden haben ihre Jahressteuerbescheinigung bereits, die restlichen Kunden werden sie bis Ende Mai erhalten, versichert Anke Veil von der Deutschen Bank dem Abendblatt. Bei der Commerzbank ist die Hälfte der Bescheinigungen schon verschickt. Der Rest soll bis Ende Mai geschafft sein. Bei der Targo Bank warten noch zehn Prozent der Kunden auf ihre Steuerbescheinigung.

Allerdings haben nicht alle Banken Probleme mit der Abgeltungssteuer. Die Hamburger Sparkasse hat ihre Bescheinigungen längst verschickt. Das gilt auch für die ING-DiBa. "Trotz später Instruktionen haben wir die Regelungen schnell umgesetzt, weil wir eine flexible IT haben", sagt ein Banksprecher.

Wer noch auf seine Steuerbescheinigung wartet, kann eine Fristverlängerung bis 31. Dezember beim Finanzamt beantragen, um nicht unter Zeitdruck zu geraten. "Dazu genügt ein Brief an das Finanzamt mit einer kurzen Begründung", sagt Uwe Rauhöft vom Neuen Verband der Lohnsteuerhilfevereine. Zwar gibt es durch die Abgeltungssteuer von 25 Prozent keine Pflicht mehr zur Angabe der Kapitalerträge in der Steuererklärung, weil damit alle Ansprüche abgegolten sind. Dennoch kann das sinnvoll sein, wenn der persönliche Steuersatz unter 25 Prozent liegt oder Verluste aus den Vorjahren mit neuen Veräußerungsgewinnen verrechnet werden sollen. In diesen Fällen wird dann die bereits einbehaltene Abgeltungssteuer zurückerstattet.