Madrid. Für die Sanierung der maroden spanischen Banken ist möglicherweise erheblich mehr Geld nötig als bislang angenommen. Die erforderliche Hilfe könne sich auf 80 bis 100 Milliarden Euro belaufen, sagte gestern der Generalsekretär der Europäischen Volkspartei (EVP), Antonio López-Istúriz, im staatlichen Fernsehen TVE: "Die Zahlen bewegen sich im Rahmen dessen, was der EU-Rettungsfonds akzeptieren könnte." Der EU-Gipfel Ende Juni könnte grünes Licht geben, wenn Spanien die Hilfen benötige.

Die genannte Summe liegt erheblich höher als die bisherigen Schätzungen. Der Präsident der Großbank Santander, Emilio Botín, hatte den Gesamtbedarf des spanischen Bankensektors bisher auf rund 40 Milliarden Euro beziffert. Spaniens Finanzminister Cristóbal Montoro nannte bislang keine Summe, betonte aber, der erforderliche Betrag sei "nicht sehr hoch". Die spanische Regierung hat noch nicht entschieden, ob sie in Brüssel Hilfen für die Banken beantragen wird. Sie will erst ein Gutachten des Weltwährungsfonds und zweier Wirtschaftsprüfungsgesellschaften abwarten.

Unterdessen hat sich Spanien gestern erfolgreich dringend benötigtes Geld am Kapitalmarkt beschafft. Allerdings musste das hoch verschuldete Land dafür tiefer in die Tasche greifen. Das Schatzamt in Madrid versteigerte Staatspapiere mit drei verschiedenen Laufzeiten und sammelte 2,07 Milliarden Euro ein. Die Nachfrage war sehr groß. Dennoch wird die Geldaufnahme immer teurer. Um Spanien für zehn Jahre Geld zu leihen, verlangten Investoren Zinsen von 6,044 Prozent. Im April waren es noch 5,743 Prozent.

Gestern Abend dann ein neuer Schlag: Die Ratingagentur Fitch senkte die Kreditwürdigkeit des Landes um drei Stufen von "A" auf "BBB". Damit wird Spanien nur noch zwei Stufen über Ramschniveau bewertet.