Noch in seiner Biografie hatte er geleugnet, schwul zu sein. Ian Thorpes Coming-out ist nach seinen Depressionen ein mutiger Schritt.

Sydney. Er litt an Depressionen. Nicht selten für einen Superstar in einer olympischen Disziplin, die Einzelgänger produziert. Aber bei Ian Thorpe, 31, steckte noch etwas anderes dahinter. Die fehlende Anerkennung und offenbar eine tiefe Furcht vor dem Entdecktwerden. Jetzt hat er einen Schritt gewagt, den in Deutschland zuletzt Thomas Hitzlsperger gegangen ist.

Nachdem er über Jahre Gerüchte zu seiner Homosexualität zuückgewiesen hat, entschied sich Ian Thorpe nun für die Wahrheit. Nach einem Bericht der australischen Zeitung „Sunday Telegraph“ bekennt er sich in einem Interview mit dem britischen Moderator Michael Parkinson, das am Sonntagabend im australischen Sender Channel Ten ausgestrahlt werden soll, offen zu seinem Schwulsein. In dem im Juni aufgezeichneten Gespräch berichtet Thorpe demnach auch über seine jahrelangen Depressionen.

Über Thorpes sexuelle Orientierung kursieren seit Jahren Spekulationen. Immer wieder hatte der mehrfache Weltmeister Vermutungen über seine Homosexualität zurückgewiesen. In seiner 2012 veröffentlichten Autobiografie „This Is Me“ hatte er noch geschrieben: „Damit es klar ist, ich bin nicht schwul, und alle meine sexuellen Erfahrungen waren heterosexuell.“ Er fühle sich zu Frauen hingezogen, liebe Kinder und wolle eines Tages eine Familie haben, versicherte er in seinem Buch weiter.

„Thorpedo“ ist einer der berühmtesten Sportler Australiens. Er wurde 2001 der erste Schwimmer, der bei einer Weltmeisterschaft gleich sechs Goldmedaillen holte. Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 und in Athen 2004 holte er insgesamt fünfmal Gold. 2006 beendete er seine Karriere und versuchte sich unter anderem als Schmuckdesigner. 2011 wagte er ein Comeback, allerdings misslang ihm die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London 2012. Im vergangenen Jahr beendete er endgültig seine Karriere.

Im Februar hatte sich Thorpe in einer Spezialklinik gegen seine Depression behandeln lassen. Zuvor war er zweimal binnen zwei Wochen völlig verwirrt auf einer Straße in Sydney aufgegriffen worden. Nach Angaben seiner Familie hatte er unter dem Einfluss von Schmerzmitteln und Antidepressiva gestanden.