Grünen-Politiker Beck sieht Schuld in der Debatte über den Rufmord an der Ex-First-Lady nicht nur bei Google. Wulff spricht über Eheprobleme.

Hamburg. In die Debatte um Deutschlands ehemalige First Lady Bettina Wulff, 38, ihre juristischen Schritte gegen Google, ihr neues Buch und das Vorgehen gegen Rotlicht-Gerüchte mischen sich nun neue Töne. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, lenkt mit Aussagen den Blick auf die mögliche Verstrickung von CDU-Kreisen in die Verbreitung von Gerüchten über Frau Wullf: "Neben der Debatte über mangelnde Transparenz bei Google sollte man aber nicht vergessen, dass das Problem in der Debatte um Frau Wulff nicht das Internet, sondern ein niederträchtiger Haufen niedersächsisch-sexistischer CDU-Männer ist“, sagte Beck zu "Handelsblatt Online“.

In ihrem Buch hatte Wulff explizit von "Politikern" gesprochen, die Gerüchte über sie gestreut hätten, in diesem Zusammenhang wurde auch immer über eine Beteiligung der Niedersachsen-CDU spekuliert. Wie Landtagssprecher Kai Sommer am Mittwoch sagte, wurde das Buch von Bettina Wulff "Jenseits des Protokolls" inzwischen auch für den niedersächsischen Landtag beschafft. Die Bibliothek verfüge über ein Exemplar.

+++Anfeindungen gegen Bettina Wulff nach Buch-Veröffentlichung+++

Grünen-Politiker Beck fordert außerdem die Verantwortlichen der Suchmaschine Google auf, sich stärker in "die Karten schauen zu lassen.“ Der Grünen-Politiker sagte im Zusammenhang mit der Suche nach Wulff: "Google muss offenlegen, ob die Auto-Vervollständigung bei einem Suchbegriff zugelassen wird oder nicht.“ Hier seien transparente und objektive Kriterien nötig. "Außerdem müsste Google eine Methode entwickeln, um eine gezielt Verletzungen der Persönlichkeitsrechte durch Auto-Vervollständigungen zu verhindern, da dies eine moderne Form der üblen Nachrede werden kann.“

Unterdessen beklagte sich Bettina Wulff , dass sie an der Seite ihres Mannes Christian, 53, jahrelang ihre eigenen Bedürfnisse unterdrücken musste. "Ich werfe ihm manchmal vor, dass er mich ein großes Stück auch in die Rolle gedrängt hat. Und wenn ich es im Nachhinein betrachte, rächt sich dies auch in der Beziehung", sagte sie in einem Interview mit der "Brigitte".

Besonders die Zeit vor dem Rücktritt ihres Mannes als Bundespräsident (Februar 2012) sei ein Ausnahmezustand für ihre Beziehung gewesen. Ihr Mann habe es im vergangenen Winter nicht geschafft, sich auch um ihre Gefühle zu kümmern. Das bereue er heute. "Wir haben uns professionelle therapeutische Hilfe geholt, weil man das allein gar nicht verarbeiten kann", sagte Bettina Wulff, deren Buch "Jenseits des Protokolls" diese Woche erscheint.

Weiter äußerte sie, sie habe sich geärgert und ärgere sich immer noch, dass sie mit ihrem Mann oftmals in einen Topf geworfen wurde. Aber nicht nur er habe kaum erkannt, wie schlecht es ihr in der gesamten Amtszeit häufig gegangen sei, auch im Bundespräsidialamt habe man nicht realisiert, "unter welchem innerlichen Druck ich stand".

Bettina und Christian Wulff heirateten nach seiner Scheidung von seiner ersten Frau 2008. Damals war er Ministerpräsident von Niedersachsen. 2010 wurde Wulff Bundespräsident, trat 20 Monate später zurück: Er geriet unter den Verdacht der Vorteilsannahme im Amt des Ministerpräsidenten.

Fachleute kritisieren PR-Kampagne

Derweil werfen Experten Bettina Wulff eine Inszenierungs-Kampagne vor. Klaus Kocks, Professor für Kommunikationsmanagement an der Hochschule Osnabrück, bezeichnete ihre Vorstöße als "PR-Kaspereien“. Die 38-Jährige sei "Opfer eines wirklich infamen Rufmordes, an dem sie sich nun auch noch zur Mittäterin macht“, sagte Kocks.

+++ Kommentar: Das ist Verleumdung +++

Der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister hält das Vorgehen der ehemaligen First Lady für "orchestriert“. "Solche Zufälle gibt es gar nicht“, sagte er im Deutschlandradio mit Blick auf die zeitgleichen Klagen von Bettina Wulff gegen Google und Jauch.

Schwarzer stellt sich hinter Wulff

Unterstützung erhält Wulff indes von der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei der frühestmögliche - ein halbes Jahr nach dem Rücktritt ihres Mannes vom Amt des Bundespräsidenten. "Ihr Buch jetzt als 'Groschenroman' abzutun, ist billig. Denn hier geht's ja nicht um Literatur, sondern um eine existenzielle Richtigstellung in eigener Sache“, sagte die "Emma“-Herausgeberin.

Seit Dienstag ist Bettina Wulffs Biografie im Buchhandel erhältlich. Das Buch geht mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren an den Start. Der Veröffentlichungstermin wurde kurzfristig von November auf September vorgezogen. Beim Internetversandhandel Amazon ist die Biografie auf Platz acht der Bestsellerliste geklettert. Unter den Büchern in der Politik-Rubrik ist es inzwischen schon die Nummer eins.

Mit Material von dapd