Sie schwebt von der Hallendecke in einem Fahrstuhl auf die Bühne, trägt eine knappe Zirkusdirektoren-Uniform und lässt eine Peitsche knallen.

Berlin. Britney Spears (27) ist wieder da! Doch für viele der 14 000 Fans wurde das einzige Deutschlandkonzert der Pop-Prinzessin in Berlin zu einer großen Enttäuschung. Die "Circus"-Welttour sollte nach all ihren Lebenskrisen der vergangenen Jahre - Scheidung, schlüpfrige Partynächte mit Paris Hilton, Entziehungskuren, Verlust des Sorgerechts für ihre beiden Söhne an Ex-Mann Kevin Federline und schließlich die gerichtliche Entmündigung - zum großen Comeback werden.

Doch was die Zuschauer in der nicht ausverkauften O2-Arena hören, kommt fast ausnahmslos vom Band. Der Weltstar singt Play-back, bewegt nur die Lippen! Irgendwie passend dazu der Eröffnungssong "Circus" - Mensch, Britney, was für ein Zirkus!

Nur zweimal wird das Mikrofon angeschaltet. Einmal singt sie die Ballade "Everytime" tatsächlich selbst - und das gar nicht schlecht. Sie trifft die Töne, bleibt in der Melodie. Auch die Band hat Glück und kann sich auf einen weitgehend vorproduzierten Sound verlassen. Das Publikum sieht die Musiker sowieso nicht, weil sie direkt unter der Bühne in einer Ecke gequetscht stehen.

Dennoch, die Show ist perfekt inszeniert - mit Akrobaten, Tänzern und Zauberern. Menschen fliegen durch die Luft, reißen sich berauscht von der Musik die Kleider vom Leib, wälzen sich auf dem Boden. Und Britney lässt sich in einen Schrank sperren und in der Mitte zerteilen - wobei sie tapfer weitersingt oder zumindest so tut.

Was auffällt: Bei den Tanzeinlagen wirkt die US-Sängerin etwas unbeholfen, kein Vergleich zu früher, als sie wie ein Wirbelwind in Michael-Jackson-Manier über die Bühne fegte. Die zweifache Mutter hat ein paar Kilo mehr auf den Rippen, im knappen Glitzer-Bikini zeigen sich deutliche Rundungen, was ihr bei einigen Kritikern schon den Spitznamen "Dickney" Spears einbrachte.

Und: Bei der Vielzahl der Tänzer und Tänzerinnen ist oft gar nicht auszumachen, wer von den Leuten auf der Bühne eigentlich Britney ist. Natürlich zieht sie sich unentwegt um, doch scheint sie nach jedem Garderobenwechsel wieder die gleiche Bikini-Kombination zu tragen, die sich kaum von den Bikinis ihrer Tänzerinnen unterscheidet. Zum Glück trägt sie manchmal einen Hut ...

Nach anderthalb Stunden fällt der Vorhang. Und zum zweiten Mal wird das Mikro "scharf" gemacht: "Thank you, Berlin", ruft Britney ihren Fans zu, die zwischen 61 und 249 Euro für ihr Idol hingeblättert haben.