Wolfen, würzen und bitte immer an Oma denken: Warum Fleischerinnung und Feuerwehr Altona zum Anbeißen finden. Und was Wurst und Wein verbindet.

Hamburg. Im Grunde unterscheidet sich eine Wurst- nur geringfügig von einer Weinprobe. Man streiche die wortreiche Besprechung der Traube („Die hat viel Sonne bekommen“) und ersetze sie durch solide erklärtes Schweinefleisch („Vorgewolft und abgeschmeckt!“). Der Rest ist eigentlich gleich. Experten reichen an, eine Jury testet. Mit dem gebotenen Ernst wird dann gefühlt, gerochen, gekaut und bewertet. Möge die beste Wurst gewinnen!

Nach diesem Muster suchten Fleischerinnung und Hamburger Feuerwehr die schmackhafteste Bratwurst der Stadt. Weil bald Fußball-WM ist, mussten die gegrillten Endprodukte ein bisschen nach Brasilien schmecken. Sieben Bezirksteams hatten ihre fähigsten Fleischer entsandt, die Feuerwehr schickte die geschmackssichersten Jungmitglieder.

In Wurstworkshops wurde zuvor experimentiert und abgeschmeckt, verworfen und neu gewolft. Noten von Zartbitterschokolade (Team Bergedorf), Senf (Harburg) und Kartoffelchips (Wandsbek) waren das Ergebnis. Nur beim Schärfegrad musste der jugendliche Übermut gebremst werden. Oder wie Otto Meinert aus Altona erklärte: „Immer an Oma denken! Die muss die Wurst auch essen können.“

Das bizarre Kreativkombinat aus erfahrenem Bezirksfleischer und örtlicher Jugendfeuerwehr war dabei kein Zufall. Laut Innung fehle der Fleischernachwuchs. Niemand habe mehr Lust, eine Schweineschulter fachmännisch zu entbeinen. Dabei lege das Handwerk auch gestalterische Seiten bei Azubis frei. Wie man sehe. Und schmecke.

Und weil allerhand Raffinesse im Spiel war, musste bei den sieben Wettbewerbswürsten am Ende ein Stechen über die Superwurst entscheiden. Team Altona („Lieber tot als Zweiter!“) gegen Team Bergedorf („Dabei sein ist alles!“). Oder: Milde Schärfe gegen Schokolade im Brät. Der Titel ging schließlich in den Westen der Stadt, das Rezept an alle Innungsfleischer. Gewinnerkommentar? Die Jury habe Geschmack bewiesen.