Wenn das Bad zum Wohnraum wird: Die Möbelmesse erfindet den stillen Ort neu.

Schon vor 6500 Jahren fläzten sich luxusbadverliebte Herrscher im Zweistromland im wärmenden Wasser wohliger Wannen. Das Material war aus Ton, später aus Keramik. Nach so langer Zeit ist es angebracht, mit der antiquierten Trennung von Wohnraum und Bad zu brechen. Nur wie? Antworten gibt es aktuell auf der Internationalen Möbelmesse (IMM) in Köln für die 120.000 Fachbesucher, deren Wünsche sicher bald auch zu uns, in die Bäder der Endkunden, schwappen werden.

Wem das stinkt, der verkennt die Design-Fantasie der Experten wie der Hamburger Innenarchitektin Miriam Medri. In Köln versteckt sie die Toilette unter einer Sitzbank, passend schließt der Deckel bündig mit der hölzernen Fläche. „Sie verschwindet einfach“, sagt sie. Was man von manchen Badbenutzern in mehrköpfigen Wohngemeinschaften nicht behaupten kann. Weshalb schon Kinder groß geworden sind im Glauben, der liebe Gott wohne im Bad, eine Fehlannahme infolge der Dauerklage: „Herrgott, bist du immer noch da drin?“

Das Ärgernis erledigt sich, wenn das Badezimmer zum Wohnraum wird. Präziser: zum Wellness- und Ruheraum. Hoffentlich bleibt dann der ursprüngliche Zweck unangetastet: ein Örtchen zu haben als einsames Rückzugsgebiet bei allen Konflikten. Stressfrei abschalten? Dabei stören kleinteilige Fliesen. Die vielen Fugen bringen Unruhe, beunruhigt uns Bad-Designer Torsten Müller. Deshalb verklebt er lieber größere Formate oder gleich Tapeten, die heute auch tauglich für Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit seien.

Unter der Dusche kommen neue Ideen. Brauseköpfe vereinen Wasser- und Lichttherapie, das Waschbecken hängt nicht mehr an der Wand, sondern steht mittig als Raumtrenner. Der Bad-Designer hat noch eine Bitte, die Ruhe betreffend am stillen Örtchen: „SMS, Facebook, Mails sollten Sie in dem Raum, in dem Sie sich reinigen, ausblenden.“ Eine Ausnahme: der Flachbildschirm im Flächenspiegel. Er lenkt vom ständigen Geklopfe an der Türe ab.