Ein deutsches Max-Planck-Institut behauptet: Brasilianische Vögel singen, wie Johann Sebastian B. komponierte

Kennt jemand noch Eliza Doolittle? Sie verkaufte Blumen, ehe Professor Henry Higgins sie lehrte, wie man „richtiges“ Englisch spricht und sie in feinste Kreise vordrang. Alles nur erfunden, wenn auch gut geschrieben und putzig vertont in Buch („Pygmalion“ von George Bernard Shaw) und Musical („My Fair Lady“).

Und nun tritt wie Kai aus der Kiste eine Emily Doolittle auf die Bildfläche der internationalen Nachrichtenwelt. Sie und ihr Kollege namens Henrik Brumm von einem Max-Planck-Institut in dem verträumten Ort Seewiesen behaupten, dass Vögel am Amazonas so singen, wie der Komponist Johann Sebastian Bach komponierte.

Das ist ja’n Ding, könnte man meinen. Münchhausens Märchenstunde im Reich der wilden Tiere. Weit gefehlt. Man unterschätzt das Federvieh im Fußballland Brasilien. Statt „Olé, olé, olé“ pfeift der Flageolettzaunkönig tatsächlich Tonfolgen und Motive, die bei Bach und Haydn auftauchen. Man kann sich das Ganze sogar bei YouTube anhören, so transparent muss Wissenschaft schließlich sein.

Forscherin Doolittle sagte, die Vorliebe der Vögel für perfekte Intervalle führe dazu, dass die aufeinanderfolgenden Töne auf Menschen den Eindruck erweckten, „als ob sie einer Tonleiter folgen“.

Der Uirapuru, so der portugiesische Name des Flageolettzaunkönigs, hat offenbar auch Heitor Villa-Lobos beeinflusst. Er schrieb 1917 ein Ballettstück namens Uirapuru. Gut möglich, dass ihm der Komponistentitel wegen Plagiats aus der Vogelwelt wieder aberkannt wird.

Die Sinfonien des Flageolettzaunkönigs sind der letzte Schrei, aber nicht das letzte Wort der zoomusikalischen Forschung. Der Gesang der Wale, das Zirpen der Grillen und das Schweigen des Faultiers wollen endlich wissenschaftlich begleitet werden. Wenn man genau hinhört, klingt auch Dackel-Bellen wie deutscher Hip-Hop.

Zauberhaft Der Gesang ist hier zu hören