Konkurrenz für die Steinlaus: In Laos wurde ein possierlicher kleiner Krabbler entdeckt - und nach Vicco von Bülow benannt

Das große Kribbeln, das man beim Krabbeln einer Spinne spürt, ruft bei dem einen eine Gänsehaut (Cutis anserina) hervor, bei dem anderen eine Tinteninkontinenz. Was ein echter Spinnenkundler ist, der bringt seine Entdeckung wissenschaftlich zu Papier. Und wenn so einem Arachnologen auch noch eine Spinne aus der Gattung Otacilia vor die Lupe läuft, die niemand vor ihm gesehen hat, dann muss sie auch einen ordentlichen Namen haben.

Ob die Bezeichnung bei einer Spinnerei in geselliger Runde entstanden oder dem feinsinnigen Humor des Entdeckers zu verdanken ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit ergründen - die Spinne heißt Otacilia loriot. Peter Jäger vom Senckenberg-Forschungsinstitut, ein Mann, dem Spinnen nicht Feind sind, erinnerte sich an die Steinlaus (Petrophaga lorioti). Der Humorist Loriot (deutsch: Vicco von Bülow) hatte den "possierlichen kleinen Kerl", einen vom Aussterben bedrohten Nager, ausgegraben. Die Steinlaus ernährt sich von Beton und Ziegelsteinen, 28 Kilogramm sind ihr Tagesbedarf. "Gelegentlich wird auch ein Eisenträger nicht verschmäht." Die Sendung mit der Laus hat sich nicht nur in das Gedächtnis der Fernsehzuschauer eingebrannt, sondern wurde auch in ein medizinisches Standardwerk aufgenommen, in den Pschyrembel. Damit war das Tier, das es angeblich gar nicht gibt, wissenschaftlich geadelt.

Die Ameisen-Sackspinne, Nachname Loriot, die Jäger in Laos aufgespürt hat, ist knapp zwei Millimeter groß und wie die Steinlaus "mit bloßem Auge kaum zu erkennen". Allerdings soll eine Otacilia loriot weniger verdrücken als eine Petrophaga lorioti.

Der Jäger der Spinnen will weiterforschen: "Vermutlich gibt es noch mehr der winzigen Gliederfüßer, die gut versteckt in asiatischen Wäldern leben und darauf warten, einen großen Namen zu bekommen." Und was würde Loriot dazu sagen? "Ach, was!"