Indiens Regierung ist besorgt. Fauler Zauber mit der weißen Eule Hedwig sorgt für schrumpfende Bestände der Wildtiere.

Hamburg. Ein Filmtier löst auf viele Menschen den gleichen ununterdrückbaren "Haben wollen!"-Reflex aus wie eine Plastikrose vom Dom bei pubertierenden Mädchen aus einer Provinz-Clique. Es führt kein Weg daran vorbei. Nach Lassie waren die Collies auf dem Vormarsch, nach Fury Pferde im Allgemeinen, und Nemo brachte die Aquaristik wieder ganz weit nach vorne. Selbst der exotische Axolotl, dieser im Larvenstadium festsitzende Schwanzlurch, schaffte es durch den bloßen Buchtitel von Helene Hegemanns umstrittenen Debütroman aus seinem Schattendasein. Ganz ehrlich: Kein Schwein hätte den sonst gekannt! Und nun also Eulen.

Die sind, nach Ansicht des indischen Umweltministers Jairam Ramesh, Opfer des großen Harry-Potter-Kults in seinem Land. Fans des Zauberlehrlings hätten einen "besorgniserregenden Rückgang des Wildeulen-Bestands" bewirkt. "Nach Harry Potter scheint es in städtischen Mittelschicht-Familien einen seltsamen Reiz zu haben, Kinder mit Eulen zu beschenken", sagte Ramesh der BBC. Mittlerweile sei die Hälfte der 30 heimischen Eulenarten in Indien auf Märkten zu haben, die Nachfrage bei Jägern sei groß.

Und das alles wegen Hedwig? Diesem ewig beleidigten Federvieh, das, okay, okay, Herrchen Harry das eine oder andere Mal aus der Klemme befreite, aber am Ende dann doch von Autorin Joanne K. Rowling zum finalen Federlesen geschickt wurde?

Liebe Inder, dezimiert doch bitte deshalb nicht eure Natur! Schon gar nicht für eine Eule, die gar nicht das war, was sie zu sein vorgab. Denn Hedwigs reinweißes Gefieder zeigte deutlich, dass es sich bei der angeblichen Eulen-Dame um einen echten Kerl handelte. Showbiz, kann man da nur sagen.

Also, schön die Finger von den Wildtieren lassen, wie es indische Forscher gerade vor dem morgigen Lichterfest Diwali ausdrücklich fordern, denn da gibt es immer wieder angeblich glückverheißende Eulenopfer. Sonst fordern wir umgehend einen neuen Potter-Film. Aber bitte mit Wanderheuschrecken, Kakerlaken oder Blutegeln.