Es soll ja schon virtuose Rhetoren gegeben haben, die ihr Publikum besoffengeredet haben. Im übertragenen Sinne.

Das Publikum in Bayern wiederum ist an Veranstaltungen mit Maßkrug gewöhnt und somit vertraut mit der Kombination von Politik und Rausch. Obwohl so manche Edmund-Stoiber-Ansprache auch ohne unterstützende Mittel brüllend komisch war.

Die Innovation kommt wie so oft aus Amerika. Zu Barack Obamas erster Rede zur Lage der Nation wurden in Kneipen und Studentenwohnheimen Trinkspiele entwickelt, die die ohnehin flüssig vorgetragenen Sentenzen mit einem Ritual begleiten: Jedes Mal, wenn der Präsident in seiner Rede einen vorher festgelegten Begriff - beispielsweise "hope", "change" oder "reform" - sagt, wird getrunken: ein Schluck Bier, ein Schnaps oder Ähnliches.

Da Hoffnung, Wechsel und Reform zu den inflationär benutzten Standardbausteinen präsidentieller Vorträge gehört, laufen die Teilnehmer allerdings Gefahr, nach einer Viertelstunde blau und nach einer halben dicht am Koma zu sein. Obama quatscht diesen Teil seiner Zuhörer quasi in null Komma nix besoffen.

Schwer im Vorteil wären bei diesem Wettkampf schützenfesterprobte Lütje-Lage-Trinker aus Hannover. Spezialisten unter ihnen schaffen es, zum kleinen Bier noch drei Körnchen zwischen die verbleibenden Finger einer Hand zu klemmen und alles gleichzeitig unter Zuhilfenahme der natürlichen Rinne unter der Nase in den Schlund zu befördern. Sie müssten nicht einmal Schachtelsätze mit Mehrfachnennungen von "hope", "change" und "reform" fürchten.

Gesund ist das natürlich nicht. Und so kann der Präsident in seine Gesundheitsreform wohl auch schon Programme gegen Leberschäden und für Entziehungskuren einplanen. Möglich ist aber auch, dass die Reform wie so viele seiner anderen bisherigen Vorhaben und Ankündigungen im Stadium der Hoffnung stecken bleibt. Dann wird wohl munter weitergezecht. Anschließender Kater garantiert.