Aber Vorsicht: Waldmeister in der Bowle, falsch zubereitet, kann üble Folgen haben

Waldmeister? Ist das nicht der nette Herr mit dem grünen Hut und der Flinte auf dem Rücken, der es leider nicht geschafft hat, die Wildschweine von der Hamburger City fernzuhalten? Nein, liebe Städter. Waldmeister, das ist eine heimische Wild- und Heilpflanze, die in diesen warmen Maitagen eine Extraportion Aufmerksamkeit verdient. Denn jetzt entfaltet das Gewächs sein typisches ("Waldmeister"-)Aroma: Also ab mit dem Grünzeug in die längst aus der Mode gekommenen Glaskugeln mit der Maibowle, bevor der Juni das Getränk alt aussehen lässt.

Aber bitte nicht mehr als ein kleines Bund der Pflanze, höchstens drei Gramm pro Liter Flüssigkeit (traditionell Wein und Sekt im Verhältnis zwei zu eins, plus Zucker bis zur gewünschten Süße). Und das Kraut nicht länger als 20 Minuten ziehen lassen. Sonst drohen Kopfweh und Erbrechen, warnte gestern der Bonner Verbraucherinformationsdienst aid. Denn der intensiv-süßliche Duft des Waldmeisters stammt aus dem Inhaltsstoff Cumarin. Der wird erst beim Trocknen abgespalten. Deshalb den gesammelten Waldmeister über Nacht welken lassen. Dann entfaltet das Cumarin seine betörende Wirkung: Es macht leicht beschwingt ("hicks") und soll sogar Kopfschmerzen lindern. Die stellen sich garantiert ein, wenn der Wein zu billig warund vom Zucker zu viel in die Bowle gelangte. Aber was ist ein bisschen Schwindel gegen die ebenfalls dem Kraut zugeschriebenen Wirkungen entzündungshemmend, verdauungsfördernd und gefäßerweiternd?

Wer alkoholtechnisch auf Nummer sicher gehen will, kann die Waldmeister-Bowle auch mit Apfelsaft und Mineralwasser anrühren. Und giftgrün, wie der gleichnamige Wackelpudding, sollte da gar nichts sein. Denn die zarten Originalblätter samt den vierkantigen Stängeln färben nur wenig; die weißen sternförmigen Blüten, die an ein Kreuz erinnern, überhaupt nicht.

Der Waldmeister hat viele Facetten - und viele Namen: Herzfreund, Waldmännlein, Maikraut. Wer denkt da noch an einen Jägermeister?