Seit zwei Jahren betreibt Silvia Fauck Deutschlands einzige Liebeskummerpraxis. Singles, Paare und Verlassene werden von ihr beraten.

Journal: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Praxis speziell für Liebeskummer zu eröffnen?

Silvia Fauck: Ich arbeite seit sechs Jahren als psychologische Beraterin in Hamburg und Berlin. Ursprünglich wollte ich in meiner Praxis alle möglichen Lebenskrisen behandeln. Aber die meisten Patienten kamen eben wegen Liebeskummer zu mir.

Welches sind die häufigsten Probleme?

Fauck: Ich unterscheide zwischen drei Patientengruppen: Da sind die frisch Verlassenen, die von einer Trennung überrascht wurden und oft unter Schock stehen. Dann gibt es Patienten, die sich zwischen einer festen Beziehung und einer Affäre entscheiden müssen. Und dann kommen natürlich auch viele Singles zu mir, die einfach nicht den richtigen Partner finden und daran verzweifeln.

Das heißt: Liebeskummer gibt es auch ohne Partner?

Fauck: Allerdings. Wer heute mit Mitte dreißig noch nicht den Partner fürs Leben gefunden hat, denkt, dass etwas nicht mit ihr oder ihm stimmt. Das ist ein Phänomen unserer Zeit: Jede Frau und jeder Mann möchte gemeinsam mit einem Partner durch das Leben gehen. Aber aufgrund veränderter Rollenmuster kommen sie trotzdem nicht mehr zueinander.

Wie helfen Sie liebeskranken Patienten?

Fauck: Das Wichtigste bei Liebeskummer ist, sich Zeit zu nehmen, um zu trauern und mit jemandem über das Problem zu sprechen. Besonders Männer tun sich da schwer. Oft wollen sie nicht einmal ihrem besten Freund erzählen, dass sie verlassen wurden, weil das als Schwäche gewertet wird. Ich spreche aber nicht nur über Probleme, sondern frage auch nach Werten, Vorstellungen und Wünschen.

Kommen mehr Frauen oder Männer in Ihre Praxis?

Fauck: Interessanterweise kommen mehr Männer, aber meist nur über einen kurzen Zeitraum. Sie wollen möglichst schnell von ihrem Schmerz geheilt werden. Bei vielen Frauen geht die Liebeskummerberatung in ein persönliches Coaching über, das dann dementsprechend länger dauert.

Aber auch inhaltlich gibt es doch bestimmt viele Unterschiede: Wie leiden Frauen bei Liebeskummer, und wie gehen Männer mit Herzschmerz um?

Fauck: Frauen gestehen sich eine Trennung zwar schneller ein, dafür haben sie länger an dem Schmerz zu knabbern. Sie beschäftigen sich nicht nur mit dem Ex-Partner, sondern wollen auch an sich arbeiten, damit sie nicht beim nächsten Mal in das gleiche Beziehungsmuster verfallen. Männer kostet es Überwindung, über eine vergangene Beziehung zu sprechen. Lieber trösten sie sich gleich nach der Trennung mit einer neuen Partnerin. Das baut ihr angeknackstes Selbstbewusstsein wieder auf.

Wie viel kostet eine Beratung in Ihrer Liebeskummerpraxis?

Fauck: Für ein Coaching berechne ich zwischen 80 und 150 Euro, bei Studenten auch mal nur 50 Euro.

Bekommt man Ihre Leistung auf Rezept?

Fauck: Nein, die Krankenkassen unterstützen meine Beratung nicht, obwohl ich immer dafür plädiere, Liebeskummer als Krankheit anzu- sehen. Das weiß jeder, der schon einmal richtig verliebt war und aus heiterem Himmel verlassen wurde.

Gab es bei Ihnen auch einen persönlichen Auslöser?

Fauck: Ja, auch ich wurde vor vier Jahren von einem Mann plötzlich verlassen und war fix und fertig. Bis dahin hätte ich nie gedacht, dass man durch Liebeskummer so krank werden kann. Arbeiten, Freunde treffen, ausgehen - das war alles nicht mehr möglich. Ich hatte starke Depressionen und musste mich von einem Arzt behandeln lassen.

Was hat Ihnen damals geholfen, aus der Krise herauszukommen?

Fauck: Meine beiden Töchter. Mit ihnen konnte ich reden, sie haben mich therapiert und gezwungen, weiterzuleben. Das ist auch das, was ich meinen Patienten rate: Vertraut euch jemandem an, verkriecht euch nicht.

Würden Sie sich als geheilt bezeichnen?

Fauck: Manchmal denke ich noch an diese schreckliche Zeit zurück. Aber jetzt geht es mir gut, ich habe Dates, verreise und lasse es mir gut gehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Liebeskummer heilbar ist, wenn man sich die Zeit zum Trauern und Verstehen nimmt.

Ihre Trennung war auch der Anstoß für Ihr erstes Buch "Wenn das Herz zu brechen droht", das vor Kurzem erschienen ist.

Fauck: Ja, die Lebenskrise hat mir neue Kraft gegeben. Wäre ich nicht gezwungen gewesen, mein Leben radikal zu ändern, hätte ich auch nicht so viel Energie für meine Praxis und den Ratgeber gehabt.

Neben dem Buch werben Sie auf Ihrer Website für Schokolade - wirklich ein Seelentröster?

Fauck: Diese Schokolade lasse ich von einer Münchner Confiserie eigens für mich herstellen. Sie besteht aus Zartbitterschokolade mit einem hohen Kakaoanteil, Blutorange und Pfefferminz. Durch den Verzehr werden tatsächlich Glückshormone ausgeschüttet - wenn auch nur für einen kurzen Moment.

Infos: Die Hamburger Liebeskummerpraxis von Silvia Fauck öffnet jeden Montag in den Praxisräumen von Dr. Gabriele Oestmann, Eppendorfer Landstr. 21, 20249 Hamburg. Beratung nur nach vorheriger Terminvereinbarung unter Tel. 030/ 86313100 oder im Internet: www.liebeskummer-praxis.de