Beim berühmtesten Lotsen der Geschichte ging es nicht um Schifffahrt. Als Reichskanzler Bismarck 1890 gehen musste, veröffentlichte die britische Satirezeitschrift “Punch“ die Zeichnung “Der Lotse geht von Bord“.

Ein Motiv, das fast hundert Jahre später beim Abschied des Bundeskanzlers Helmut Schmidt noch einmal auftauchte. Schmidts berühmte Mütze war natürlich ein "Elblotse".

Der historische Ausflug belegt den Respekt, der den Lotsen seit Jahrhunderten entgegengebracht wird. In einer alten chinesischen Weisheit heißt es: "Der Mensch hängt vom Himmel ab, so wie das Schiff vom Lotsen." Viele halten die Aufgabe des Lotsen für einen Anachronismus. Da hangeln sich Männer wagemutig Strickleitern empor, nur um den Schiffsführer auf der Brücke zu dirigieren - in Zeiten von Computertechnologie und Positionsbestimmung per Satellit. Und doch kann kein noch so modernes Gerät das optimale Fahrwasser der Elbe vorbei an Untiefen und Sandbänken so gut und zuverlässig aufspüren wie das Gefühl des Lotsen, das jahrzehntelanger Erfahrung geschuldet ist. Kein Wunder, dass sich Kapitäne und Seeleute an ihrer Seite geborgen fühlen, wenn sie nach Tausenden von Seemeilen den sicheren Hafen erreichen.

Der Begriff "Lotse" wird heute inflationär benutzt. Es gibt Klima-Lotsen, Klinik-Lotsen und Lotsen im Internet. Dirigenten "lotsen" ihr Orchester sicher durch Klanglabyrinthe. Und mancherorts, wie bei der CSU, werden sogar Politiker angehimmelt: "Die Menschen suchen Halt in dieser Zeit. Sie brauchen einen Lotsen. Unser Lotse ist Horst Seehofer."

Unsere Reporter Axel Tiedemann und Ingo Röhrbein haben den Alltag der wahren Lotsen miterlebt. 24 Stunden lang begleiteten sie auf der Elbe die Männer, die sicher und gelassen die ihnen anvertrauten Schiffe durch den Strom führten. Lesen Sie in dieser Ausgabe auf acht Seiten ihr spannendes Protokoll.

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