Die Männerversteherin: Die Hamburgerin Victoria B. Robinson ist Autorin des Buches “111 Gründe, Männer zu lieben“

Journal:

Warum brauchen wir einen Lobgesang auf Männer?

Victoria B. Robinson:

Frauen machen sich viel zu selten bewusst, was es für tolle Männer gibt. Nicht alle sind böse und gemein oder Loser in der Schule. Ich finde es schöner, wieder positiv aufeinander zuzugehen.

Haben Frauen einen zu hohen Anspruch?

Oft. Wir erwarten Dinge, die nicht realistisch sind. Männer sollen wie unsere beste Freundin sein, aber auch coole Macker. Am besten alles zusammen: weich gespült, trotzdem hart und modern. Und am besten noch den Haushalt schmeißen. Alles schön und gut. Aber die Realität sieht anders aus. Es macht Sinn, Männer für ihre positiven Seiten mehr zu schätzen. Und wenn man ihnen Hinweise gibt, was man möchte, und sie nicht im Trüben fischen lässt, dann gehen sie auch gern darauf ein und geben sich richtig Mühe und freuen sich, wenn sie gelobt werden.

Sind Sie denn gerade verliebt?

Hui, ähm, hui ... (lacht) Immer wieder.

Also nicht in einer festen Beziehung?

Nein.

Findet sich Ihr Ex im Buch wieder?

Ich habe all meinen Ex-Freunden ein Denkmal gesetzt. Ich muss sagen, alle, mit denen ich zusammen war, waren toll.

Im Nachhinein?

Im Nachhinein (lacht). Nein, auch währenddessen. Und es finden sich alle im Buch wieder. Grund Nr. 11 hat das Buch vorab gelesen. Als er sich entdeckte, ist er knallrot geworden. Wir kamen betrunken nach Hause und er verschwand kurz, während ich schon im Bett lag. Plötzlich kam er in labbrigen Shorts mit einer Rose im Mund und die Hände in Handschellen gefesselt rein und grinste mich dümmlich an. Ich musste so lachen.

Konnte er mitlachen?

Später schon. Aber es war ihm sehr wichtig, dass niemand seinen Namen erfährt.

Und wie sind die Reaktionen der Männer sonst so?

Zuerst vermuten sie, das Buch sei eine Verarsche. Sie haben sich daran gewöhnt, schlecht wegzukommen. Ist ja im Moment der Zeitgeist, zu sagen, wir Frauen brauchen keine Männer. Die einzige negative Reaktion kam von einer Frau, die meinte, nein, so sind die Männer gar nicht. Das zeigt nur, dass sie das Buch gut gebrauchen könnte.

War es schwierig, 111 Gründe zu finden?

Überraschenderweise nicht. Frauen sind erst einmal überrascht: "Was, so viele?"

Es sind schon ein paar Gründe dabei, da frage ich mich, ob das wirklich ein Pluspunkt sein kann: Grund 49! Müssen wir ein bisschen humorvoller sein?

Ehrlich, ich konnte mich auch nicht so richtig freuen, wenn ich mit Männern zusammen war, die ihre Körperöffnungen amüsant fanden. Ich gehe auch nicht vor den Männern in die Knie und sage, ihr seid die besten. Aber man kann sie schon mit ihrer ganzen Menschlichkeit und auch der Kauzigkeit gern haben.

Auch wenn sie ihre Fürze im Wettstreit anzünden?

Das haben früher die Freunde meines Bruders gemacht. Jede Frau kennt das doch. Und es ist so absurd, dass es schon fast eine kreative Leistung ist. Auch das kann man anerkennen. Aber diese Kunstfurzer, die im Moulin Rouge auftreten, fand ich noch ein bisschen interessanter. Davon habe ich im Internet gelesen.

Ich frage mich, wer sich dafür eine Karte kauft ...

Kein Ort, den ich für ein erstes Date wählen würde. Aber es ist doch bemerkenswert.

Nr. 15: Weil Männer Beziehungskrisen gar nicht mitbekommen. Sind Ignoranz und Unaufmerksamkeit ein Plus?

Manchmal ist Ruhe und Gelassenheit zumindest einer Partei ganz gut. Es kann helfen, die Chance zu haben, Sachen erst einmal mit sich selbst auszumachen. Ohne dass der Mann gleich voll mit drinhängt und Sachen klären will. Männer meiden es grundsätzlich, über Probleme zu sprechen, was uns ja die Möglichkeit gibt, die Entscheidung zu treffen.

Wie sind speziell die Hamburger Männer?

Ich finde Hamburger Männer großartig. Gerade im Vergleich zu Berlinern schneiden sie gut ab. Darf ich das sagen?

In Hamburg auf jeden Fall ... Was macht den Unterschied aus?

Die Sprache. Hamburgisch ist super. Außerdem stehe ich auf Umgangsformen. Ich mag nette, höfliche Menschen. Und das sind die Hamburger.

Mein Lieblingsgrund ist Nr. 61: Weil Männer uns beweisen, dass man früher stirbt, wenn man ungesund lebt. Ist das nicht ein bisschen fies?

Wir können aus den Fehlern der Männer lernen. Ist doch positiv. Auch ein bisschen traurig. Ich finde es ja auch schade, dass die Seniorinnen oft unter sich sind und Männer im Alter einen Seltenheitswert haben. Liebe Männer, versteht es bitte als Appell, gesünder zu leben.

Aber ein Mann beim Aerobic-Kurs muss dann auch nicht wirklich sein, oder?

Es soll ja Männer geben, die mit der Koordination keine Probleme haben. Aber bei einigen Gesellen sieht es dann doch nach einer Strategie aus, Frauen abzuschleppen. Die gehen ja dann auch nicht in den Anfängerkurs. Unter Step zwei für Fortgeschrittene geht da gar nichts. Die reißen die Beine extra hoch und hängen sich zusätzlich Gewichte an die Arme, um zu beeindrucken. Aber ich bin für alles dankbar, was mich zum Lachen bringt.

Haben Sie alles selbst erlebt?

Ich habe mich in vielen Fällen geoutet. Und ich muss zugeben, dass ich auf einige Tricks der Herren hereingefallen bin. Ich bin schon sehr offen. So offen, dass meine Oma von der Existenz dieses Buches noch nichts weiß.

Und wird Ihre Oma das Buch noch zu lesen kriegen?

Ich hoffe nicht. Denn einige Gründe sind in ihrer Generation schwer zu verkraften. Zum Beispiel der Grund, dass Männer unsere Muschi mehr mögen als wir selbst.