Waren Sie schon da? Haben Sie sich schon in die Farbräume begeben, die sich öffnen, wenn Sie sich vor eins von Mark Rothkos Bildern stellen? Ganz dicht dran, so dicht, wie es Ihnen der Sicherheitsmann in der Galerie der Gegenwart eben erlaubt. Machen Sie das mal und lassen sich entführen. In eine andere Welt. Das passiert ganz von allein. Schalten Sie den Kopf ab, fragen Sie sich nicht, warum das Kunst ist und wer solche Farbfelder aus Ihrer Familie vielleicht noch herstellen könnte. Das ist nicht wichtig. Trauen Sie sich und Ihrem Gefühl. Glücksgefühle fast schon psychedelischer Art erwarten den, der sich hier einfach hingeben kann. Den Farben und dem, was sie in uns auslösen. Der Welt, die sich öffnet, wenn Sie ihrer Magie folgen.

Farben, so sagte es Paul Cezanne, steigen von den Wurzeln der Welt auf. Sie seien der Ausdruck dieser Tiefe an der Oberfläche. Unserer Tiefe, möchte man heute hinzufügen. Viel früher noch hielt Isidor von Sevilla die Farben für "gefangen gehaltenes Sonnenlicht". Wer das in Rothkos Bildern erblickt hat, möchte sich diesem Rausch nicht gleich wieder entziehen. Er sucht nach mehr.

Auf der Suche nach dem Licht in Hamburg haben wir das Atelier von Noah Wunsch gefunden und wundervolle Bilder entdeckt. Das Licht war auch dort. Und die Leidenschaft, die jeder braucht, der solche Kunst schafft. Oder der sie sammelt, wie Rik Reinking, der als 16-Jähriger seinen ersten Janssen von seinem Taschengeld bezahlte, in Raten. Und der heute zu Hamburgs jüngsten Kunstfindern gehört. Kunsthallendirektor Hubertus Gaßner hat uns von seiner Sicht auf die wachsende Kunststadt erzählt, und weil das alles noch nicht reicht, finden Sie in diesem Heft einen großen Ausblick auf das, was Hamburgs Galerien in den nächsten Wochen zu bieten haben. Na, nun schauen Sie mal.

Ihre Stephanie Nannen