Ein Bettelarmband aus Kindertagen, ein Siegelring, ein kostbarer Brilliant zur Hochzeit: Schmuck ist am Körper getragene Geschichte mit individuellem Wert.

Die Kunst der Verführung beherrscht er perfekt, lockt mit funkelnden Steinen in Rubinrot, Smaragdgrün oder Lapislazuliblau, buhlt um Aufmerksamkeit mit goldglänzender Wärme oder silberner Kühle. Gleich, ob alt oder neu, gekauft oder geerbt - die Liebe zu Schmuck ist eine lebenslange Begierde, begleitet von Sehnsucht und Verlustangst. Ein Ring, den man jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Schaufenster bewundert und sich nicht leisten kann, erzählt davon. Oder ein Collier, das so gut zu dem Abendkleid im Schrank passen würde, aber danach wohl nie wieder getragen wird. Viel zu teuer, aber sonst kauft es vielleicht eine andere.

Ringe, Broschen, Ketten und Armbänder vermitteln ein Gefühl von Luxus, Wertigkeit, Sex-Appeal. Eine Frau, die sich schmückt, fühlt sich begehrenswert. Die eine trägt ihren Besitz von Kopf bis Fuß zur Schau, die andere verwahrt die Schätze unter Verschluss, wählt den Schmuck bewusst für besondere Anlässe, Stimmungen und Kleidungsstücke aus.

So individuell wie die Verwendung von Schmuck, so persönlich ist auch unsere Verbindung zu ihm: Indem wir ihn tragen, denken wir an einen besonderen Menschen, erinnern uns an einen speziellen Tag, einen Urlaub oder einen glücklichen Moment. Und so erzählt jedes Schmuckstück seine eigene kleine oder große Geschichte. Das kann ein uneben gearbeiteter Silberring sein, den ein Wüstenbewohner über einer irdenen Feuerstelle geschmiedet hat. Oder das winzige Bettelarmband, das man als Kind von den Eltern geschenkt bekam. Anschaffungswert damals: ein paar Mark; immaterieller Wert: unbezahlbar.

Natürlich ist Schmuck auch ein Prestigeobjekt. Ein Siegelring zum Beispiel, der von Generation zu Generation weitergegeben wird oder ein Piagetring, der - als Zeichen der Wertschätzung - zur Hochzeit dazukam. Dabei ist der materielle Wert schnell bestimmt, konstant, eine Wertanlage wie eine Immobilie. Der persönliche Wert ist dagegen unermesslich.

Und das geht nicht nur denen so, die die Preziosen am Körper tragen. Auch Goldschmiede, Designer, Verkäufer, manchmal auch Schenkende selber, hängen an ihren Lieblingen. Zum Beispiel der Goldschmied Cardillac in E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Das Fräulein von Scuderi", der seine Kunden bittet, ihm die Schmuckstücke, die er ihnen zuvor verkauft hat, wieder zurückzubringen - sonst geschehe ein Unglück.