Drei Superstars im Interview, der eine cool, die andere gelangweilt und die dritte überraschend offen. Dass sie nicht schwimmen kann, hat Eva Mendes zumindest erzählt, und dass sie ihren Mann zum Gücklichsein braucht. Aus solchem Stoff können auch Superhelden sein. Eine Momentaufnahme.

So viel Star-Power hält sich auch nicht alle Tage im Arm. Zumindest nicht in Deutschland. US-Comic-Autor Frank Miller holte für sein Regiedebüt Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson und Eva Mendes vor die Kamera. Zusammen kamen sie nach Berlin, um für den Film die Werbetrommel zu rühren. Im Film sind alle drei Charaktere mit außergewöhnlichen Eigenschaften versehen. Im Gespräch waren sie auch völlig verschieden. Und vor allem ganz anders, als man vorher vielleicht denkt.

Die Unterschiede könnten größer kaum sein. Der Böse zuerst. Samuel L. Jackson spielt den größenwahnsin-nigen Schurken Octopus mit aufwen-diger Maske, Kostüm und überdimen-sionalen Waffen. Jetzt gibt er sich lässig und reichlich abgebrüht. In Anspielung auf den "Muppets"-Erfinder sagt er: "Ich hatte beim Drehen Bob-Fosse-Momente, habe dick aufgetragen und Spaß gehabt." Jackson, einst mit "Pulp Fic-tion" in den Kino-Himmel geschossen und oft auf böse Buben abonniert, ist Comic-Fan und spielt in der Verfilmung des japanischen Mangas "Afro Samurai" die Hauptrolle. "Ist ganz cool", sagt er. Ein alter Hase (60), der sich offenbar ungern aus der Reserve locken lassen möchte.

Wie im Film auch im Gespräch an seiner Seite: Scarlett Johansson. Die 24-Jährige ist zurzeit eine der gefragtesten Hollywood-Schauspielerinnen überhaupt. Sie ist Muse von Woody Allen und gerade in seinem "Vicky Cristina Barcelona" im Kino zu sehen. In "The Spirit" spielt sie die Partnerin von Octopus, eine blonde Schönheit mit Namen Silken Floss. Johansson stöckelt auf hohen Louboutin-Pumps zum Interview, schwarz, mit blutroter Sohle. Sie ist ein bisschen so wie im Film: schlau, schön und etwas ätzend. Zumindest gelangweilt und maulfaul. Sie plänkelt ein wenig mit Jackson herum, von dem sie "einige Schurken-Lektionen" bekam. Nur einmal lässt sie aufblitzen, dass sie auch eine kluge und kritische Frau ist. Auf die Frage, wie sie mit ihrer Bekanntheit umgeht, sagt sie: "Darüber denke ich nie nach. Es ist ja schwierig, eine Perspektive außerhalb deiner eigenen Wahrnehmung zu haben. Ist mir auch egal, was Leute von mir denken. Ich bin ein Schauspieler, den man mieten kann, keine Barbiepuppe. Wenn ich nicht spiele, lebe ich. Ich gehe selbst zur Reinigung, um meine Sachen abzuholen." Soll sie. Das ungleiche Duo trollt sich.

Gott sei Dank ist da ja noch ihre Kollegin Eva Mendes. Die brü-nette Latina spielt die gerissene Diebin Sand Saref, ist aber tatsächlich ein aufgeräum-ter und sehr gesprächiger Mensch. Gute Gründe, die Rolle anzunehmen, fand sie schnell. "Sand Saref hat alle ihre Ehemänner umgebracht, und sie war immerhin 14-mal verheiratet. Sie ist eine Juwelendiebin und trägt tolle Kleider. Und das alles unter der Regie von Frank Miller mit seinem verrückten Gehirn und seinen visionären Vorstellungen. "Dabei hätte es beinahe nicht geklappt. Mendes las das Drehbuch, fand darin Unterwasserszenen und befürchtete Schlimmes. Sie kann nämlich gar nicht schwimmen. Es scheint ihr ein bisschen peinlich zu sein. "Ich bin zu Frank gegangen, habe ihm das gebeichtet und gesagt: Bitte wirf mich nicht raus! Du musst Geduld mit mir haben." Am Ende kam alles ganz anders. Sie musste gar nicht ins Wasser. Die entsprechenden Szenen drehte sie in einer Rüstung 15 Meter über dem Boden vor einer grünen Wand. Eine Windmaschine blies ihr ins Haar und simulierte die Unterwasserszene. Den Rest erledigten Computer. Natürlich hat sie das selbst gespielt, weder hier noch in einer Nacktszene ein Double benutzt. "Wenn man meinen Po sieht, ist das wirklich meiner." Überhaupt wirkt sie eher authentisch als gekünstelt.

Die 34-Jährige, die einen großen Auftritt an der Seite von Will Smith in "Hitch - Der Date Doktor" hatte, liest keine Comics, mag keine Juwelen, liebt aber alte Autos. "Mein erstes war ein Ford Mustang, Baujahr 1966", sagt sie schwärmend. "Er war unglaublich. Der Innenraum war komplett mit Originalteilen ausgestattet. Dazu hatte er ein weißes Vinyl-Dach. Ich besaß zwischendurch auch mal einen Mercedes 280 Coupe, Baujahr 1972. Eine echte Schönheit mit einem großen Steuer. Aber jetzt bin ich ja sehr umweltbewusst geworden, also langweilig. Aber es fühlt sich gut an. Nun fahre ich ein Hybrid-Auto. Ein schöner Oldtimer ist mir aber allemal lieber als ein Diamant."

Eva hat offenbar keinen Schmuck im Kopf, sondern Benzin im Blut. Wenn wir schon bei den Dingen sind, die sie gern hat, kann man ja auch gleich über Männer sprechen. Was müsste man aufbieten, um sie zu beeindrucken? "Liebe zur Kunst, ein offenes und gutes Herz. Den Glauben, dass du die Welt verbessern kannst. Und schöne, starke Hände."

Gerade hat sie mit dem deutschen Regisseur Werner Herzog ein Remake des Films "Bad Lieutenant" gedreht. Eine Zusammenarbeit, die anders verlief, als sie es sich gedacht hatte. "Die Leute haben mich gefragt: War es verrückt? Nein, überhaupt nicht. Fast hätte ich mir gewünscht, dass er einen meiner Schuhe gegessen oder irgendetwas gemacht hätte, damit ich eine Geschichte zu erzählen gehabt hätte. Aber alles war sehr strukturiert und auf Zusammenarbeit ausgerichtet. Er hat wirklich meine Seele erfüllt in diesem Sommer. Zumindest meine künstlerische."

Und für den Rest hat sie ja ihren Freund. Während andere US-Schauspieler um ihr Privatleben in Interviews gern einen Bogen machen, erzählt die Mendes ganz freimütig. "Ich bin emanzipiert, aber man muss schon eine starke Frau sein, um zuzugeben, dass man einen Mann in seinem Leben braucht. Ich habe einen erstaunlichen Freund, der mein Wesen ergänzt. Könnte ich es auch allein? Absolut! Wäre ich dann immer noch so stark und karrierebewusst? Absolut! Wäre ich genauso glücklich? Nein. Ich brauche meinen Mann, um glücklich zu sein. Aber nicht irgend-einen. Da wäre ich schon lieber allein, als mit gewissen Kerlen zusammen."

Die selbstbewusste Frau ist auch als Fotomodel für Kosmetik- und Modehäuser tätig. Fast immer wird in entsprechenden Anzeigen und Fotos - und den Filmen - ihr Sexappeal herausgestellt. Stört es sie, auf ihren schönen Körper reduziert zu werden? "Momentan finde ich es okay, als Sexsymbol eingestuft zu werden, denn das definiert nicht, wer ich wirklich bin. Ich habe aber schon damit begonnen, ernsthaf-tere Aufgaben anzugehen."

Sie nimmt immer noch Schauspielunterricht, um sich auf Bühnenrollen vorzubereiten. "Dies ist eine ganz bestimmte Zeit in meinem Leben, und ich hoffe nicht nur körperlich, sondern auch innerlich zu reifen. Alles wird sich verschieben. Im Moment ist es so, wie es ist. Ich will mich nicht darüber beschweren oder darauf herabblicken, denn es hat mich dorthin gebracht, wo ich momentan bin. Ich hoffe, die Ver-änderungen bringen mich nach oben, nicht nach unten." Es wäre ihr zu wünschen.