Mit "Adam und Eva", einem frommen Singspiel von Johann Theile, begann am 2. Januar 1678 im Opernhaus am Gänsemarkt eine neue Ära. Der Architekt Girolamo Sartorio hatte einen Fachwerkbau mit Logen, Parterre und Galerie errichtet, "Opern-Theatrum" genannt und von drei Privatleuten geführt. Jeder der etwa 40 000 Hamburger, der das Eintrittsgeld aufbringen konnte, durfte bei dieser kulturellen Erbauung dabei sein. Diese Bühne entwickelte sich schnell zu einem Zentrum des deutschen Barock.

1703 kam Georg Friedrich Händel, womöglich auf Anraten Telemanns, aus Halle nach Hamburg. Ein Jahr später legte sich der für seine Streitbarkeit bekannte Komponist Johann Mattheson mit Händel an, weil dieser ihn bei einer "Cleopatra"-Aufführung nicht ans Cembalo lassen wollte. So kam es zum berühmten Duell auf dem Gänsemarkt. Sowohl Händels Lebenslauf als auch die europäische Musikgeschichte haben der damaligen Mode einiges zu verdanken: Matthesons Degenklinge zerbrach, angeblich "der göttlichen Fügung" wegen, am metallenen Rockknopf Händels.

Neben Mattheson gab es noch eine weitere Größe: Reinhard Keiser. Er schrieb mindestens 70 Opern, die meisten in Hamburg, wo er 1697 Kapellmeister der Gänsemarkt-Oper wurde, die er von 1703 bis 1707 auch leitete. Seine Spezialität waren Opern mit drastischem Lokalkolorit. Für seine Störtebeker-Oper wurden mit Schweineblut gefüllte Schweinsblasen als Special Effect eingesetzt. Keiser, den seine Bewunderer als "größten Geist seiner Zeit" beschrieben, überlebte den Niedergang der Gänsemarkt-Oper nur um wenige Monate. Er starb 1739, ein Jahr, nachdem die Gänsemarkt-Oper geschlossen worden war - heruntergewirtschaftet und unpopulär.