Wer Templer und Ritterorden sucht, muß nicht “Sakrileg“ lesen: Es gibt sie mitten unter uns, mit Ordensregeln, Damen und so manchem Fehdehandschuh. Das Journal fragte, was sie tun und welche Leitbilder sie heute haben.

Auf Dan Brown und "Sakrileg" sind sie nicht gut zu sprechen: Die heutigen Ritterorden grenzen sich allesamt strikt ab gegen jede Mystik und Geheimbündelei. Sogar diejenigen, die sich (wieder) als Templer bezeichnen, wollen mit Gralssuche, Geheimlogen und verborgenen Schätzen nichts zu tun haben. Wohl aber mit dem wehenden Mantel der Geschichte.

Heute gibt es ein gutes Dutzend Orden in Deutschland bzw. deutsche "Großpriorate": Fast jeder hat sein eigenes Siegel, seinen Leitsatz, eine Ordensregel und Ritter-Habit, den Umhang mit Kreuz. Tradition und "ritterliche" Tugenden wie "Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mut und Besonnenheit" (Website des "Historischen Ritterordens der Tempelherren von Jerusalem") spielen eine große Rolle, zum Teil auch eine erzkonservative Weltsicht (z.B. beim Deutschen Kreuzorden). Einfach eintreten kann man nicht: In der Regel müssen zwei Ritter bürgen, bevor ein Bewerber "Novize" werden kann. Manche Orden sind sehr fromm, andere pflegen eher dekorierte Geselligkeit; wieder andere konzentrieren sich auf humanitär/karitative Arbeit und halten "Kostüme für total unwichtig" (Prof. Dr. Peter Schulz vom Lazarusorden).

Zwar führen die meisten Orden ihren Ursprung auf die Zeit der Kreuzzüge zurück, aber die Quellenlage ist dürftig. Die Ritterorden in Palästina und Europa, die das im Jahr 1070 von muslimischen Seldschuken eroberte Jerusalem befreien wollten, errichteten rund ums Mittelmeer, aber auch in den Heimatländern zahlreiche Burgen und "Komtureien" (Geschäftsstellen), um Güter und Einkünfte aus ihren Besitztümern nach Palästina zu leiten. Als sie 1291 endgültig von den Sarazenen vertrieben wurden, existierten nur wenige Orden weiter, neben den Maltesern/Johannitern auch die Templer (siehe "Geschichte der Templer", rechts).

Der historische Templer-Orden wurde 1312 aufgelöst. Und vielleicht wäre es nur bei Legenden geblieben, hätte nicht 1805 Napoleon I. eine Kommission eingesetzt, die die Akten des Templer-Prozesses einsah und den Orden rehabilitierte. Daraufhin kam es seit 1808 bis in die 1990er zu diversen Neugründungen. Das Interesse an Logen und Geheimbünden hat immer wieder zu obskuren "Templer"-Orden geführt, die in der Esoterik-Szene blühen und Erwähltheits-Phantasien pflegen; diese haben wir nicht berücksichtigt.

Der "Ordo Militiae Templi" hingegen, 1979 von einem toskanischen Grafen in Siena gegründet, ist vom Vatikan akzeptiert und will Christen in Israel und den Palästinensergebieten unterstützen. Als katholisch/gesellig/humanitär kann man den "Historischen Ritterorden der Tempelherren von Jerusalem" bezeichnen, eine portugiesische Neugründung des 19. Jahrhunderts. Der ökumenische internationale "Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani" wiederum, mit Großmeister in den USA, ist von der UNO als NGO (nichtstaatliche Hilfsorganisation) anerkannt.