Nur vier Orden können sich in ungebrochener Tradition auf die Zeit der Kreuzzüge berufen und sind von staatlichen Stellen und Kirchen anerkannt: der Malteserorden, der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem und der Deutsche Orden (katholisch) und der Johanniterorden (evangelisch).

Deutsche Assoziation des Malteserordens

Malteser und Johanniter gehen beide auf die "Hospitalbruderschaft des Heiligen Johannes zu Jerusalem" zurück, die in Jerusalem ein Spital und Pilgerheim unterhielt. Nach 1291 wurde die Ordenszentrale dieser "Hospitaliter" erst nach Zypern, dann nach Rhodos und 1530 nach Malta verlegt. Seit 1834 ist Rom Sitz des katholischen Malteserordens. Er hat bis heute als einziger Orden seinen Status als souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt behalten, ist also als Staat ohne Staatsgebiet mit eigener Regierung und diplomatischen Vertretern anerkannt.

Mitglieder: weltweit 12 000, in Deutschland 500. Seit 1998 dürfen auch Frauen in die Ordensregierung aufgenommen werden.

Leitsatz: "Tuitio fidei et obsequium pauperum" - Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen.

Aktivitäten: Der Orden gründete eine Reihe von Hilfswerken, u.a. Malteser Hilfsdienst, Deutsche Malteser GmbH, die Träger z.B. von Krankenhäusern, Hospizen, Zivil- und Katastrophenschutz sind. "Wir erwarten von einem Ordensmitglied ehrenamtliches Engagement in den Hilfsdiensten", sagt Sprecher Urs Buhlmann, "außerdem muß es selbst aktiv Kranke pflegen. Bei jährlich 15 Krankenzügen zum Wallfahrtsort Lourdes, die wir organisieren, werden die Kranken eine Woche lang von Ordensmitgliedern rund um die Uhr gepflegt und versorgt."

Der Johanniterorden

Die evangelischen Johanniter gingen in der Reformationszeit aus protestantischen Hospitaliter-Rittern der Balley Brandenburg hervor. Nach einem Schutzbrief des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland von 1947 sind die Johanniter mit ihren deutschen Genossenschaften Teil der EKD.

Mitglieder: weltweit 3800 (männliche) Ritter. Herrenmeister ist Dr. Oskar Prinz von Preußen.

Aktivitäten: Die Johanniter sind Gründer diakonischer Hilfswerke wie Johanniter-Unfall-Hilfe, -hilfsgemeinschaften und -Schwesternschaft mit vielfältigen diakonischen Aufgaben.

"Ritterschaft ist eine Geisteshaltung, die nichts mit Krieg zu tun hat. Wir fühlen uns auch im 21. Jahrhundert unserem Doppelauftrag verpflichtet: Für den christlichen Glauben eintreten und den notleidenden Nächsten helfen", sagt der Ordens-Archivar Friedrich-Adolph Freiherr von Dellingshausen. Ritter müssen z.B. in Führungsgremien der Hilfswerke mitarbeiten oder alte Menschen in Heimen besuchen. "Adelige werden gerne gesehen, aber die Hälfte der Ritter ist bürgerlich."

Der Deutsche Orden

Der "Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Marien in Jerusalem" wurde 1190 in Palästina gegründet. Ab 1230 engagierte sich der Orden vor allem in der Kolonisierung des "heidnischen" Ostens Europas. Die Hauptstandorte waren Preußen und Livland. 1929 wurde der Deutsche Orden in einen rein geistlichen umgewandelt. Nach Deutschland kehrte der Orden erst 1945 zurück.

Mitglieder: 30 Brüder und 81 Schwestern, die nach dem Gelübde "Armut, Keuschheit, Gehorsam" leben, und 400 Familiaren (Laien).

Leitsatz: "Helfen und Heilen".

Aktivitäten: Die Mitglieder engagieren sich in der Seelsorge und den DeutschOrdenswerken (z.B. Alten-, Behinderten-Heime, Suchthilfe).

Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Der katholische Laienorden unterstützt Christen in Israel, palästinensischen Autonomiegebieten und Jordanien. Dort unterhält der Orden u.a. Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen.

Mitglieder: in Deutschland 1300 Ritter und Ordensdamen, weltweit 20 000 in 30 Ländern. Ordensleiter ist kein Laie, sondern ein römischer Kurienkardinal.

Lazarus-Orden

"Der Begriff Lazarett geht auf den Namen Lazarus zurück", sagt Prof. Dr. Peter Schulz, em. Mediziner und Sprecher des Lazarusordens. "Der Orden pflegte in seinem Spital bei Jerusalem Verwundete und viele Kreuzzügler aus Europa, die sich im Heiligen Land mit Krankheiten wie Lepra infiziert hatten." Der Laienorden ist ökumenisch. "Oft heißt es: Was seid ihr denn für ein komischer Haufen mit Karnevalskostümen? Die militärische Ordensstruktur mit Rängen und Hierarchien sehen wir nur als Dekor. Wir sind eine kleine, aber effektive Hilfsorganisation, die pro Jahr siebenstellige Summen bewegt."

Leitsatz: "Atavis et armis" - Im Geiste der Ahnen und mit Waffen.

Mitglieder: weltweit 4500, in Deutschland rund 100 Männer und Frauen. Der Orden unterstützt weltweit Projekte für Lepra-, Aids- oder Hepatitis-Kranke, Tsunami-Opfer sowie Kinderhilfsprojekte.

Die Montrealeser

Der Ordre Equestre du Saint Sauveur de Mont Real (OESSM) wurde im 12. Jahrhundert im spanischen Monreal del Campo gegründet, später nach Frankreich verlegt. Die Ordensleitung wurde jahrhundertelang in der Familie Girond weitervererbt.

Mitglieder: in Deutschland 150, darunter 30 Frauen. Großprior ist seit 1973 Manfred Graf Sturm, ein Freund der Familie Girond.

"Man fühlt sich als Ritter in einer besonderen Kaste", sagt Graf Sturm unverblümt. "Bei uns herrscht keine Demokratie, kein Vereinsleben, ich treffe die Entscheidungen. Zu unseren Werten gehört die Achtung der Ordenshierarchie und der Gehorsam gegenüber Offizieren und Großoffizieren. Ein Ritter will keinen Dank, sondern ist gemeinnützig tätig. Deshalb helfen wir Menschen, die sonst durch den Rost fallen, vor allem den Alten, die ein Ritter von uns mal zu Aldi oder spazieren fährt. Wir machen auch Sterbebegleitung."

Deutscher Kreuzorden

Die lutherisch-reformatorische "Bruderschaft der Ritter vom Heiligen Erzengel Michael", eine "hochkirchlich geprägte geistliche Bruderschaft" für Männer, entstand 1994 in Esslingen. Sie beruft sich nicht auf Ritterorden, sondern auf das Gebot des Apostels Paulus von der "geistlichen Waffenrüstung" der Christen. Die Brüder verteidigen christliche Grundwerte, "Evangelium, Gottesdienst und Sakramente, Ehe und Familie, Heimat, Muttersprache, Kultur und Brauchtum" und halten täglich die Stundengebete.

Leitsatz: "per crucem ad lucem" - durch das Kreuz zum Licht.