Rom. Aus Datenschutzgründen versenden italienische Behörden keine Fotos mehr an Temposünder – das Land ist Europameister der Radarfallen.

In Italien werden zum Schutz der Privatsphäre künftig keine Blitzerfotos von Radarfallen mehr verschickt. Dies geht aus einem neuen Erlass des Verkehrsministeriums hervor. Demnach soll Auto- und Motorradfahrern, die zu schnell unterwegs waren, nur noch der Bußgeldbescheid nach Hause zugestellt werden. Offiziell ist die Maßnahme dem Datenschutz geschuldet – es stecken aber durchaus auch allzu menschliche Beweggründe hinter der Neuerung.

Italien: Manche Ehe ging nach einem Blick aufs Blitzerfoto zu Ende

Die Beweisfotos von automatischen Kameras, auf denen auch Gesichter zu erkennen sind, bleiben bei den Behörden. Sie sollen nur noch genutzt werden, wenn Raser Einspruch erheben. Die Regelung gilt auch für ausländische Urlauber, die auf Italiens Straßen geblitzt wurden.

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Der Erlass wurde nach einem Bericht der Tageszeitung „Corriere della Sera“ von Italiens Datenschutzbehörde bereits abgesegnet. In Italien – wie in anderen Ländern – kam es in den vergangenen Jahren immer wieder vor, dass Verkehrssünder durch Blitzerfotos in unangenehme Situationen gebracht wurden. Auf den Aufnahmen waren auch andere Leute zu erkennen, die vielleicht nicht unbedingt im hätten sitzen sollen. Manche Ehe sollen auf diese Weise dramatisch gescheitert sein.

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Italien hat mehr als 11.000 Radarfallen, so viele wie kein anderes europäisches Land. Großbritannien folgt mit 8000 auf dem zweiten Rang, Deutschland mit 5000 auf dem dritten Rang. Frankreich verfügt über rund 4000 Blitzer, Belgien über 3000. Schweden und Spanien sind mit jeweils rund 2500 Radarfallen ausgestattet.

Florenz bei den Bußgeld-Einnahmen mit weitem Abstand vorne

Das schlägt sich auch in der Zahl der Bußgelder nieder. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums haben die 20 größten italienischen Städte im Jahr 2022 knapp 76 Millionen Euro mit ihren Blitzern eingenommen. Das sei ein Anstieg von über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wobei Florenz mit 23,2 Millionen Euro an Bußgeldern einsam an der Spitze liege, gefolgt von Mailand mit fast 13 Millionen, Genua (10,7 Millionen) und Rom (6,1 Millionen) – während die Behörden in Neapel offenbar nur magere 18.700 Euro an Blitzerstrafen vermeldete. Touristen, die in der Toskana unterwegs sind, sollten sich also tunlichst ans Tempolimit halten.

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In Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Anwaltsvereins Berlin (30,2 Millionen), Köln (21,5), Düsseldorf (14,5) und Bremen (7,3) mit vorne bei den Einnahmen aus Radarfallen. Hamburg sei inoffiziell (weil nicht bestätigt) mit rund 45 Millionen Euro Spitzenreiter. Die Zahlen stammen ebenfalls aus 2022.