Berlin. Forschende aus den USA liefern eine Erklärung dafür, warum einige Menschen besser aus dem Bett kommen als andere. Die Ergebnisse.

Frühaufsteher haben ihre Gewohnheit möglicherweise indirekt den Neandertalern zu verdanken. Das schreiben US-Wissenschaftler in einer aktuellen Studie. Genetische Überbleibsel, die wir von unseren entfernten Verwandten geerbt haben, könnten bei einigen modernen Menschen demnach dazu beitragen, dass sie eher Lerchen sind – also morgens gut aus dem Bett kommen. Ein Team um Tony Capra, Epidemiologe an der University of California in San Francisco, fand heraus, dass DNA-Fragmente von Neandertalern im modernen menschlichen Genom einen bemerkenswerten Einfluss auf den Biorhythmus haben. Er spricht von einem „auffälligen Trend“, wie ihn die britische Zeitung „The Guardian“ zitiert.

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    Neandertaler-DNA und Frühaufsteher-Gene

    Neandertaler-Gene könnten für die Gewohnheit des frühen Aufstehens verantwortlich sein.
    Neandertaler-Gene könnten für die Gewohnheit des frühen Aufstehens verantwortlich sein. © Oliver Berg/dpa | Unbekannt

    Vor etwa 70.000 Jahren wanderte der Homo sapiens aus Afrika nach Eurasien und traf dort auf die Neandertaler, die sich bereits an das Leben in einem kälteren Klima angepasst hatten. Diese Vermischung führte dazu, dass Menschen bis zu vier Prozent Neandertaler-DNA in sich tragen, einschließlich Gene, die mit verschiedenen Merkmalen wie Hautpigmentierung, Haaren, Fett und Immunität verbunden sind.

    Capra und sein Team analysierten die DNA von modernen Menschen und Neandertalern und fand heraus, dass unterschiedliche genetische Varianten den sogenannten zirkadianen Rhythmus der beiden Gruppen beeinflussen. Der zirkadiane Rhythmus beschreibt den Ablauf physiologischer Vorgänge an Tag und bei Nacht.

    Die Forscher nutzten die „UK-Biobank“, eine Datenbank mit genetischen Daten von einer halben Million Menschen, um ihre Ergebnisse zu überprüfen. Die Analyse deutet darauf hin, dass Personen, die genetische Varianten des Neandertalers in sich tragen, größtenteils dem Typus des Frühaufstehers zugeordnet werden können. Diese Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Genome Biology and Evolution“ veröffentlicht.

    Das Forscherteam geht davon aus, dass Neandertaler besser mit jahreszeitlich wechselnden Längen von Tageszeiten umgehen konnten. Denkbar sei, so die Forscher, dass dieser evolutionäre Vorteil bis heute weitergegeben worden ist. Für unwahrscheinlich halten die Forscher es hingegen, dass es zu Zeiten der Neandertaler vorteilhaft war, ein Morgenmensch zu sein. Das Forscherteam stellte aber auch fest, dass die Neigung zu frühem Aufstehen nicht ausschließlich auf Neandertaler-Gene zurückzuführen ist. Hunderte verschiedener Gene sowie Umwelt- und Kultureinflüsse spielen außerdem eine wichtige Rolle.