Berlin. Die Entdeckung antiker Statuen und einer geheimnisvollen Gefängnisbäckerei könnten Aufschluss über das Leben im antiken Italien geben.

Die Tradition der Weihnachtskrippen geht in Italien auf das 13. Jahrhundert zurück. Vor 800 Jahren fand in dem mittelitalienischen Dorf Greccio die Nachstellung der Szene von Christi Geburt durch den Bettelmönch Franz von Assisi statt. Von der katholischen Kirche wird dies als Ursprung der Krippen-Tradition gefeiert. Angeblich stellte der Gründer des Franziskanerordens zu Weihnachten 1223 mit einigen Ordensbrüdern und Hirten das Weihnachtsevangelium in einer Höhle nach, um den Einheimischen das Geschehen verständlicher zu machen. Doch Spuren ritueller Aufstellungen gab es offenkundig bereits in der Antike.

13 Terrakottastatuetten, die bei antiken Ritualen genutzt wurden, sind jetzt im süditalienischen Pompeji in dem Raum eines Hauses aufgetaucht, wo derzeit archäologische Ausgrabungen im Gange sind. Die kleinen, etwa 15 Zentimeter hohen Skulpturen, unter denen menschliche Figuren auszumachen sind, wurden in aufrechter Position in einem Fach gefunden, in dem wahrscheinlich ein Regal stand. Entdeckt wurden nicht nur menschliche Figuren, sondern auch eine Walnuss, eine Mandel, den Kopf eines Hahns aus Ton und einen gläsernen Kiefernzapfen. Der Raum, in dem sie sich befanden, wahrscheinlich der Flur des Hauses, wies auch Verzierungen auf, die bisher an den Wänden zu sehen waren.

Archäologen haben 13 Figuren gefunden – offenbar eine Art „Krippe“.
Archäologen haben 13 Figuren gefunden – offenbar eine Art „Krippe“. © Parco Archeologico di Pompei | privat

Nach ersten Untersuchungen scheinen sich einige Motive auf den Mythos von Kybele und Attis zu beziehen, der mit dem Lebenszyklus der Jahreszeiten verbunden ist. Während der Ausgrabungen kam ein mit Fresken bemalter Raum zum Vorschein, in dem vier Rundbögen mit weiblichen Gesichtern von besonderer Eleganz zu sehen sind. Unweit des Fundort befindet sich ein Haus, in dem ein Fresko zu sehen ist, das Göttervater Zeus in Gestalt eines Schwans mit der nackten Königstochter Leda zeigt.

Archäologen rätseln über Gefängnisbäckerei

Einige Motive sollen sich auf den Mythos von Kybele und Attis beziehen.
Einige Motive sollen sich auf den Mythos von Kybele und Attis beziehen. © Parco Archeologico di Pompei | privat

Die antike Stadt Pompeji wurde im Jahr 79 nach Christus von der Asche des Vesuvs verschüttet. In letzter Zeit sind etliche bedeutende Funde in der Ausgrabungsstätte bei Neapel gemacht worden. So hatten Archäologen kürzlich eine „Gefängnisbäckerei“ entdeckt. Bei der Freilegung eines Hauses mit einem freskenverzierten Wohnbereich sowie einem Arbeitsbereich mit einer Bäckerei seien die Forscher auch auf einen darunter liegenden „beengten Raum“ gestoßen. Wegen darin entdeckter Skelette und der an winzigen Fenstern angebrachten Gitterstäbe seien sie zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich um eine „Gefängnisbäckerei“ gehandelt haben muss.

Den Experten zufolge waren in dem unterirdischen Raum sowohl Sklaven als auch Esel eingesperrt – sowohl die Menschen als auch die Tiere mussten dort Schwerstarbeit verrichten und mühsam Getreide für die Brotherstellung mahlen. Darauf deuteten demnach Einkerbungen auf dem Boden hin: Diese hätten dazu gedient, „die Bewegung der Tiere zu koordinieren, die gezwungen waren, stundenlang mit verbundenen Augen herumzulaufen“ und mühsam die Mühlsteine zu bewegen.

Während der Ausgrabungen kam ein mit Fresken bemalter Raum zum Vorschein.
Während der Ausgrabungen kam ein mit Fresken bemalter Raum zum Vorschein. © privat | Parco Archeologico di Pompei

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Pompeji als Unesco-Weltkulturerbe

Seit 1997 gehören die archäologischen Reste zum Unesco-Weltkulturerbe. Archäologen gehen davon aus, dass bei dem Vulkanausbruch 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Pompeji starben. Von der 22 Hektar großen archäologischen Stätte ist etwa ein Drittel immer noch unter Vulkanasche begraben. Die Ausgrabungsstätte nahe Neapel gehört zu den beliebtesten Touristenzielen in Italien.