Berlin. Das verheerende Feuer ist eingedämmt, die Zahl der Toten steigt weiter. Zahlreiche Menschen sind in Notunterkünften untergebracht.

  • Das verheerende Feuer auf Maui ist weitgehend eingedämmt, doch die Zahl der Toten steigt weiter
  • Der Gouverneur von Hawaii, sprach von der „wahrscheinlich größten Naturkatastrophe“ in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii
  • Nach Angaben des Bürgermeisters des Bezirks Maui war der Westen der Insel am Donnerstag weiterhin ohne Strom und Wasserversorgung

Verkohlte Bootsanleger, verbrannte Palmen, Häuser, die Lichterloh in Flammen stehen oder bis auf die Grundmauern niedergebrannt sind – und über allem dichte Rauchschwaden, die das Ausmaß der Verwüstung erst nach und nach offenlegen. Das Urlaubsparadies Hawaii mit seinen sechs Hauptinseln ist in diesen Tagen kaum wiederzuerkennen. Die Zerstörungswut der Flammen, die seit Tagen in dem US-Bundesstaats wüten, ist gewaltig.

Die Zahl der Todesopfer ist auf 80 angestiegen. Am Mittwochabend hatten die Behörden zunächst von 36 Toten gesprochen. 17 weitere Opfer seien am Donnerstag gefunden geworden. Am Freitag und Samstag gingen die Bergungsarbeiten weiter – dabei wurden 27 weitere Tote gefunden. Das scheint jedoch noch nicht das Ende zu sein. Die Behörden rechneten mit dem Fund von weiteren Toten, zumal die Rettungskräfte erst nach und nach in das Innere zerstörter Gebäude vordringen konnten. Bisher seien vor allem Opfer identifiziert worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes aus ihren Häusern geflüchtet waren, sagte Gouverneur Green.

Zum Freitag hin waren die Winde allmählich abgeflaut. Erste Bewohner der Kleinstadt hatten zunächst in ihr Zuhause zurückkehren können, um die Schäden in Augenschein zu nehmen. Zuvor hatte Hawaiis Gouverneur Josh Green die Anwohner gewarnt, dort eine Zerstörung vorzufinden, „wie sie es in ihrem Leben noch nicht gesehen haben“.

Zuvor hatte man Dutzende Menschen mit Brandverletzungen und Rauchvergiftungen in Krankenhäuser gebracht. Tausende Einheimische harrten tagelang in Notunterkünften aus. Wie "CNN" unter Berufung auf einen örtlichen Energieversorger berichtete, mussten auf Maui rund 12.000 Einwohner am Donnerstag noch immer ohne Strom auskommen. Auch das Telefonnetz auf den Inseln ist teilweise zusammengebrochen.

Wegen der enormen Ausmaße der Waldbrände hat US-Präsident Biden inzwischen den Katastrophenfall ausgerufen. Biden gab damit Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete auf der US-Inselgruppe im Pazifik frei, wie das Weiße Haus am Donnerstag mitteilte. Das Geld soll unter anderem Menschen zugute kommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden. Der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, sprach nach einem Rundgang durch den völlig ausgebrannten Küstenort Lahaina von der „wahrscheinlich größten Naturkatastrophe“ in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii.

Brände auf Hawaii: Lage auf Nachbarinsel Maui „apokalyptisch“

Die Trümmer des Waldbrandes sind in Lahaina, Hawaii, zu sehen.
Die Trümmer des Waldbrandes sind in Lahaina, Hawaii, zu sehen. © Tiffany Kidder Winn/via AP/dpa

Als „apokalyptisch“ beschreiben Einheimische die Lage im Küstenort Lahaina. Die Stadt im Osten der Insel Maui ist ein beliebtes Reiseziel und lockte Touristen mit den charakteristischen weißen Sandstränden zahlreichen historischen Stätten und Gebäuden. Doch die Flammen haben das Stadtbild der 10.000-Einwohner-Gemeinde für immer verändert: Ein großer Teil des historischen Stadtkerns ist ihnen zum Opfer gefallen.

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Indes wurden an mehreren Stellen die Lösch- und Aufräumarbeiten fortgesetzt. Nach Angaben des US-Senders CNN sind etwa 1700 Gebäude auf Maui zerstört. Mit einer Fläche von rund 1900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so groß wie das spanische Urlaubsinsel Mallorca. Sie wird laut Angaben des Einzelhandelsverbands der Stadt jährlich von rund zwei Millionen Touristen besucht. Zahlreiche Einwohner hatten sich auf der Flucht vor den Flammen ins Meer gerettet und mussten von der Küstenwache gerettet werden. Die Verzweiflung unter den Einheimischen ist groß: „Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg“, zitierte der US-Sender CNN einen Betroffenen.

Reisewarnung für Hawaii: Tausende Urlauber ausgeflogen

US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag Hawaii Katastrophenhilfe der Regierung zu. Die Betroffenen der verheerenden Brände sollen finanzielle Unterstützung vom Bund bekommen. Green appellierte auch an Inselbewohner und Hotelbetreiber, Betroffene aufzunehmen. Tausende Menschen bräuchten jetzt Unterkünfte.

Aufnahmen aus der Luft zeigen das Ausmaß der Brände, die seit Anfang der Woche im US-Bundesstaat Hawaii wüten.
Aufnahmen aus der Luft zeigen das Ausmaß der Brände, die seit Anfang der Woche im US-Bundesstaat Hawaii wüten. © AFP | RICHARD OLSTEN

Auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii waren am Dienstag mehrere Feuer ausgebrochen, die von starken Winden schnell verbreitet wurden. Nach Mitteilung der Behörden konnte das Feuer in Lahaina bis Donnerstagnachmittag zu 80 Prozent unter Kontrolle gebracht werden.

Nach Einschätzung des Nationalen Wetterdienstes befeuerten die hohen Temperaturen sowie die geringe Luftfeuchtigkeit und starken Winde die Flammen. Schwere Sturmböen von mehr als 120 Kilometern pro Stunde hatten die Löscharbeiten zunächst erschwert oder gar unmöglich gemacht.

Hawaii: Hurrikan Dora befeuerte die Brände

Mitverantwortlich für die verheerenden Brände war den örtlichen Behörden zufolge der Hurrikan Dora, der südlich der Pazifikinseln vorbeizieht. „Die Tatsache, dass wir in mehreren Gebieten Waldbrände haben, die indirekt auf einen Hurrikan zurückzuführen sind, ist beispiellos“, so die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke. „Das ist etwas, was die Bewohner von Hawaii und der Staat noch nicht erlebt haben.“ Hawaii mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern hat häufig mit Hurrikans, Sturmfluten oder Vulkanausbrüchen zu kämpfen. Verheerende Flächenbrände kommen dort dagegen seltener vor.

Es werde „Jahre dauern“, bis sich die Inseln uns ihre Bewohner von der Katastrophe erholt hätten, so Gouverneurin Luke. „Wir werden einen Weg finden müssen, in den kommenden Jahren vielen Menschen zu helfen.“ (mit dpa/afp)