Berlin. Während des Opferfests wollen schwedische Rechtsextreme einen Koran verbrennen. Vor einer Moschee – mit polizeilicher Genehmigung.

Die schwedische Polizei hat nach eigenen Angaben eine Protestversammlung vor einer Moschee in Stockholm genehmigt, bei der ein Exemplar des Koran verbrannt werden soll. Die Demonstration ist für diesen Mittwoch, dem ersten Tag des islamischen Opferfestes Eid al-Adha, vor der Haupt-Moschee der schwedischen Hauptstadt geplant.

Trotz der vorhandenen Sicherheitsrisiken „genehmigt die Polizei die Versammlung“, heißt es in der schriftlichen Fassung der Entscheidung, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag.

Koranvebrennung in Schweden: Imam "enttäuscht" über Entscheidung der Polizei

Mahmoud Khalfi, Imam der Moschee, sagte einem Bericht der schwedischen Zeitung "Dagens Nyheter" zufolge: "Die Leitung der Moschee und ich sind sehr enttäuscht über die Entscheidung der Polizei, die Verbrennung eines Korans am Eid-Tag zuzulassen." Der TV-Sender TV4 berichtet, die Polizei ziehe Verstärkungen aus dem ganzen Land zusammen um etwaige Unruhen im Zusammenhang mit der Koranverbrennung zu bewältigen.

Im April 2022 war es nach Koran-Verbrennungen in mehreren schwedischen Städten zu mehrtägigen gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Dutzende Menschen wurden verletzt, mehrere angeschossen, die Polizei nahm 40 Randalierer fest.

Eid al-Adha gilt als das höchste Fest im Islam. Es begann am 27. Juni und dauert bis zum 1. Juli. Das Fest erinnert an den Propheten Abraham, dem Allah auftrug, seinen Sohn zu Opfern und diesen dann zurückhielt, als der gottvertrauend zur Tat schreiten wollte. In der Bibel ist die Geschichte im Buch Genesis als Opferung Isaaks überliefert.

Zu den Feierlichkeiten kann bei manchen Familien ein rituelles Tieropfer gehören, dessen Fleisch dann verzehrt und zum Teil an Bedürftige verteilt wird. Gebete, Ausflüge und Besuche bei Verwandten gehören ebenso dazu, wie Geschenke für Kinder.

Berufungsgericht kassierte polizeiliche Demo-Verbote

Die nun in Schweden geplante Protestaktion könnte auch erneut die Spannungen zwischen Schweden und der Türkei anheizen, die bislang den Nato-Beitritt des skandinavischen Landes blockiert.

Vor zwei Wochen hatte ein schwedisches Berufungsgericht polizeiliche Verbote von im Februar geplanten Demonstrationen mit Koran-Verbrennungen im Nachhinein als unrechtmäßig verworfen. Die Polizei hatte die Verbote mit Risiken für die öffentliche Sicherheit begründet.

Im Januar hatten rechtsextreme Demonstranten in Stockholm einen Koran vor der türkischen Botschaft verbrannt und damit wütende Reaktionen in der islamischen Welt ausgelöst. Im Anschluss setzte die Türkei die Verhandlungen über den schwedischen Nato-Beitrittsantrag aus. (pcl/mit AFP)