Berlin. Ein Team von Forschenden hat in zwei 2500 Jahre alten Toiletten Spuren von Exkrementen gefunden, die spannende Rückschlüsse erlauben.

Auch vor 2500 Jahren nutzen die Menschen im antiken Jerusalem bereits Toiletten. Die sahen allerdings noch etwas anders aus als heute: Sie bestanden aus in Stein gehauenen Sitzen, die eine gewölbte Fläche zum Sitzen mit einem großen Loch in der Mitte hatten. Ein Team der Universität Cambridge hat zwei solcher Toiletten untersucht – und dabei eine erstaunliche Entdeckung gemacht. In Überresten von Exkrementen konnten die Forschenden Spuren von Krankheitserregern finden. Sie geben Aufschluss darüber, an welchen Beschwerden die Menschen vor 2500 Jahren litten.

Entdeckt wurden die Toiletten in zwei wohl aus dem 7. und 8. Jahrhundert von Christus stammenden Häusern in der Altstadt von Jerusalem. In dieser Periode war Jerusalem als Hauptstadt des Königreichs Judah ein religiöses und auch politisches Zentrum mit schätzungsweise 8000 bis 25.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Lesen Sie auch: Forschende entdecken älteste Baupläne der Menschheit

Antike Toiletten: Darmerkrankungen wohl großes Problem in früheren Städten

In den untersuchten Toiletten fanden die Forschenden die Spuren eines Parasiten mit dem Namen Giardia duodenalis, der eine häufige Ursache für Durchfallerkrankungen ist. Es sei der älteste jemals gefundene Hinweis auf diesen Parasiten, teilten die Autorinnen und Autoren der entsprechenden Studie mit, die am Donnerstag im Fachmagazin "Parasitology" veröffentlicht wurde.

"Die Tatsache, dass diese Parasiten im Sediment von zwei eisenzeitlichen Jerusalemer Senkgruben gefunden wurden, deutet darauf hin, dass Dysenterie im Königreich Juda endemisch war", erklärte der Hauptautor der Studie, Piers Mitchell in einer Mittleilung. Als Dysenterie werden dabei durch Parasiten und Bakterien verursachte Infektionskrankheiten des Darms bezeichnet. Man gehe davon aus, dass dies aufgrund von begrenzten Wasservorräten, Hitze und Überfüllung ein großes Problem in den frühen Städten des alten Orients gewesen sei, so Mitchell.

Eine der Toiletten aus dem antiken Jerusalem, die für die Studie untersucht wurde.
Eine der Toiletten aus dem antiken Jerusalem, die für die Studie untersucht wurde. © Ya’akov Billig

Allerdings hatten nicht alle Menschen zu dieser Zeit schon den Luxus einer solchen Toilette. In den Häusern lebten vor 2500 Jahren wohl Mitglieder der Oberschicht. "Toiletten mit Senkgruben aus dieser Zeit sind relativ selten und wurden in der Regel nur für die Elite hergestellt", so Studienautor Mitchell. (csr)