Berlin. Auf Klassenfahrt im brandenburgischen Heidesee wurden Jugendliche aus Berlin rassistisch angefeindet. Die Polizei wurde eingeschaltet.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden Jugendliche aus Berlin Opfer rassistischer Anfeindungen im südbrandenburgischen Heidesee. Eine Festgesellschaft beleidigte die kampierenden Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse auf Klassenfahrt und traumatisierten sie derart, dass der Aufenthalt für die Jugendlichen noch in der Nacht endete.

Nun ermittelt der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Süd sagte. Von 28 Personen seien die Identitäten festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Montag der dpa. Ob es sich bei allen um Tatverdächtige handele, sei noch unklar.

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Gäste, die laut Polizei aus der Region kamen, feierten in dem Ferienlager am Frauensee einen Geburtstag. Nach Angaben des Ferienlagers handelte es sich um insgesamt 60 Gäste, die zu einem 18. Geburtstag gekommen waren. Aus dieser Gruppe heraus sollen Berliner Schüler mit Migrationshintergrund dann rassistisch beleidigt worden sein. Es soll auch zu Drohgebärden gekommen sein, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Einige der Betroffenen seien erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen.

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Staatsschutz ermittelt: Jugendliche treten Rückreise nach Anfeindungen an

Ein Lehrer habe nach der Auseinandersetzung in der Anlage im Kreis Dahme-Spreewald die Eltern der Schüler informiert. Die Klasse von der Lina-Morgenstern-Gemeinschaftsschule in Kreuzberg sei noch in der Nacht nach Berlin zurückgefahren. Die Polizei habe die Abreise begleitet, sagte der Sprecher.

Einem Bericht der "B.Z.“ zufolge schilderte ein Berliner Vater, dass Eltern ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen mussten. "Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben“, sagte der Vater demnach. Die Schüler hätten sich eigentlich in Brandenburg auf die Prüfung vorbereiten wollen, schreibt die "B.Z.".

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Einsatzkräfte der Polizei befragten in der Nacht Zeugen. Angaben zu den Verdächtigen konnte der Sprecher nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht machen. Wie das Geschehen abgelaufen sei, müssten die Ermittlungen zeigen.

Berlins Bildungssenatorin sagt Hilfe zu

Katharina Günther-Wünsch (CDU), Berliner Senatorin für Bildung.
Katharina Günther-Wünsch (CDU), Berliner Senatorin für Bildung. © Michael Kappeler/dpa

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch sagte den Berliner Jugendlichen Hilfe zu. „Mit Bestürzung habe ich von den Vorfällen in Brandenburg gehört. Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden“, teilte die CDU-Politikerin mit. Nun gelte es zunächst, den Schülerinnen und Schülern bestmöglich zu helfen. „Noch heute werden wir in der Schule Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern anbieten.“

Das Krisen- und Interventionsteam der Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren sei umgehend verständigt worden. „Ich danke der Schulleitung und den Lehrkräften, die vor Ort gewesen sind, für ihr umsichtiges Handeln“, sagte Günther-Wünsch.

Bürgermeister von Heidesee verurteilt rassistischen Vorfall

Der Bürgermeister von Heidesee verurteilte die rassistischen Beleidigungen gegen Berliner Schülerinnen und Schüler in seiner Gemeinde. „Wir als Gemeinde distanzieren uns von jedem fremdenfeindlichen Verhalten“, erklärte Björn Langner (parteilos). „Wir werden uns dafür einsetzen, dass rassistische und diskriminierende Verhaltensweisen keinen Platz in unserer Gemeinde haben und dass jeder, unabhängig von Herkunft, Religion und Hautfarbe, willkommen ist“, so der Kommunalpolitiker. (fmg/dpa)