Walbrzych/Walim. Welche Geheimnisse sind unter dem niederschlesischen Eulengebirge verborgen? Schatzsucher sind sicher: Dort gibt es viel zu entdecken.

Für Piotr Koper und Andreas Richter ist es mittlerweile eine Frage der Ehre als Schatzsucher. „Wir sind bereit, auf eigene Kosten zu graben“, versichert Koper. „Hier steht schließlich unser Ruf auf dem Spiel!“ Der stämmige Bauunternehmer aus dem niederschlesischen Walbrzych ist das Hin und Her, die Fragen und Zweifel an der Existenz des Goldzuges allmählich leid. Gewissheit soll her. Koper und Richter hoffen auf die Genehmigung der polnischen Bahngesellschaft PKP, die es ihnen ermöglichen soll, an Bahnkilometer 65 der Strecke Breslau (Wroclaw)- Walbrzych zu graben.

Der Panzerzug soll mit Gold beladen sein

Hier, so sind Koper und Richter überzeugt, befindet sich jener deutsche Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen Fund sie im vergangenen August den Behörden gemeldet haben. Gesehen hat den Zug noch niemand. Koper würde nicht darauf wetten, dass der Zug tatsächlich, wie die schnell entstandenen Gerüchte behaupten, mit Nazi-Gold beladen ist. Historisch wertvoll sei der Fund allemal, versichert er.

Experten der Krakauer Bergbauakademie nahmen den beiden Schatzsuchern Ende vergangenen Jahres ein wenig den Wind aus den Segeln. Bei einer Untersuchung konnten sie nämlich keinen Beweis für die Existenz des Zuges entdecken, Gewiss, da sei ein Tunnel, der seit Jahrzehnten von Erdreich begraben ist. Aber ein Zug?

, meinten die Wissenschaftler.

Jetzt aber will der Geologe Michal Banas, ein Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften, mit thermographischem Gerät „große Temperaturunterschiede“ am Ort des möglichen Tunnels festgestellt haben. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich im Inneren etwas befinde, sagte er Medienberichten zufolge.

Eine Visualisierung zeigt eine Anomalie im Boden. Die Entdecker vermiuten, dass dort der Goldzug zu finden ist
Eine Visualisierung zeigt eine Anomalie im Boden. Die Entdecker vermiuten, dass dort der Goldzug zu finden ist © dpa | Maciej Kulczynski

An unterirdische Geheimnisse und Schätze in Niederschlesien glauben nicht nur Koper und Richter. Immerhin kursieren in der Region Gerüchte über gleich drei deutsche Panzerzüge, die in der Endphase des Zweiten Weltkriegs verschwunden sein sollen.

Schloss Fürstenstein, am Rande Walbrzychs gelegen, soll als Hauptquartier Hitlers vorgesehen gewesen sein. Von hier, so erzählen Ortslegenden, soll ein unterirdischer Stollen zum nahen Eulengebirge gegraben worden sein, wo KZ-Häftlinge für den Bau des unterirdischen Tunnel-Komplexes „Riese“ schufteten.

„Riese“ wurde nie fertiggestellt, die Baupläne beim Abzug der Deutschen zerstört. Über den Zweck der Anlage kann nur spekuliert werden. Seit zwölf Jahren ist hier Krzysztof Szpakowski aus dem nahen Walim auf der Suche nach historischen Schätzen. Er hat das Gelände gepachtet und mit einer Gruppe von Hobby-Schatzsuchern im vergangenen Jahr schon mehrere neue Tunnel entdeckt. „Da ist eine unterirdische Stadt auf mehreren Ebenen“, glaubt der 56-jährige.

Der Tunnel ist mit Wasser und Geröll verstopft

Das Problem: Ein Teil der Tunnel ist voller Wasser, andere sind mit Geröll verstopft. Szpakowski hofft aber unverdrossen, früher oder später die Geheimnisse der Tunnelanlage entschlüsseln zu können. „Bis in die 90er Jahre war hier militärisches Sperrgebiet“, erzählt er. „Erst die Russen, dann die Polen. Und alle haben sie nach irgend etwas gesucht.“ Im vergangenen Jahr hat er sich in einem der Tunnel bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen, aber seine Neugier ist ungebrochen.

„In dieser Gegend sind noch viele Geheimnisse verborgen“, ist auch Piotr Koper überzeugt. Bestärkt fühlt er sich durch einen Bericht der „Gazeta Wroclawska“ vor wenigen Tagen: Danach wurde nun in der Gemeinde Klodzko ein weiterer möglicher Fund ebenfalls im Eulengebirge gemeldet: Nach Angaben einer Gemeindesprecherin will ein Mann von einem ehemaligen Kriegsgefangenen erfahren haben, dass deutsche Soldaten dort Wertsachen versteckten, darunter womöglich geraubte Kulturgüter. Klarheit gibt es wohl erst im Frühling, wenn das Wetter Grabungsarbeiten ermöglicht.