Hamburg. Aber der frühere griechische Finanzminister lobt Angela Merkel. Ein deutscher Minister ist für ihn der schlimmste überhaupt.

Es ist eine Frage, die nur die Historiker der Euro-Rettung und der Griechenland-Krise des Jahres 2015 interessieren wird. Aber sie muss beantwortet werden: Was macht eigentlich Janis Varoufakis, der kurzzeitigste Finanzminister ever in Athen? Antwort: jammern. Der Mann, der halb Europa in Wallung brachte und am Ende fünfeinhalb Monate im Amt durchhielt, mäkelt im „Stern“ (der ihn auch während der Amtszeit wohlwollend eng begleitet hatte): „Kein Zweifel, ich war ein Opfer. Es war eine Rufmord-Kampagne“, so Varoufakis über seine europäischen Kollegen und Verhandlungspartner.

Die Troika aus IWF, EZB und EU habe ihm gedroht, wenn die Griechen ihre Reformvorschläge veröffentlichen, würde man sie in der Öffentlichkeit zerreißen. Dann habe die Troika in der Presse gestreut, Varoufakis sei ohne Vorschläge angereist. „Es ist unglaublich! Alle haben das einfach übernommen und voneinander abgeschrieben“, jammerte Varoufakis im „Stern“.

Von Verschwörungen hat er bereits häufiger gesprochen. Dabei hat erst jüngst im Jahresrückblick bei Markus Lanz im ZDF der umsichtige Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), wieder ernsthaft beklagt, wie wenig Varoufakis an der Sache und wie viel ihm am Effekt und der Selbstdarstellung gelegen habe. Von europäischer Solidarität bei dem, der sie einfordert, keine Spur.

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Varoufakis kritisierte außerdem, dass der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ihm nicht einmal mehr die Hand geben wolle. Man muss wissen: Varoufakis hatte sich verächtlich über Schäuble geäußert, das Konterfei des deutschen Ministers war in Griechenland aufs Übelste karikiert worden.

Würde Varoufakis in Deutschland leben, er würde möglicherweise CDU wählen. Angela Merkels Flüchtlingspolitik imponiere ihm. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) dagegen sei der "schlimmste Politiker, den ich getroffen habe". Der SPD-Chef habe geäußert, man werde nicht die "überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung" finanzieren. Seine Zeit als Minister vermisse er nicht: "Leute, die so einen Job mögen, sind gefährlich."