227 Personen und 49 Organisationen sind für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Auch die Kanzlerin ist dabei.

Oslo. In Oslo verkündet eine Jury am heutigen Freitag (11.00 Uhr MESZ) den diesjährigen Friedensnobelpreisträger. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt als aussichtsreiche Kandidatin. 2014 hatten sich die erst 17 Jahre alte Malala Yousafzai aus Pakistan und der Inder Kailash Satyarthi den Preis für ihren Kampf für Kinderrechte geteilt.

Damals hatte die Jury aus der Rekordzahl von 278 Kandidaten auswählen müssen. Dieses Jahr stehen zwei Namen weniger auf der Nominierungsliste. 227 Personen und 49 Organisationen sind laut dem norwegischen Nobelkommittee für den Preis vorgeschlagen.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an das tunesische nationale Dialogquartett für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings
Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an das tunesische nationale Dialogquartett für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings © dpa | Mohamed Messara
Die Medaille des Friedensnobelpreises, die 1902 von dem norwegischen Künstler Gustav Vigeland entworfen wurde
Die Medaille des Friedensnobelpreises, die 1902 von dem norwegischen Künstler Gustav Vigeland entworfen wurde
Die österreichische Pazifistin und Schriftstellerin Bertha von Suttner (auf der Kombo links, undatierte Aufnahme) regte die Stiftung des Friedensnobelpreises an, mit dem sie selbst 1905 als erste Frau ausgezeichnet wurde. Der Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (r, undatierte Aufnahme), verfügte testamentarisch, sein ganzes Vermögen in die nach ihm benannten Preise zu stecken
Die österreichische Pazifistin und Schriftstellerin Bertha von Suttner (auf der Kombo links, undatierte Aufnahme) regte die Stiftung des Friedensnobelpreises an, mit dem sie selbst 1905 als erste Frau ausgezeichnet wurde. Der Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (r, undatierte Aufnahme), verfügte testamentarisch, sein ganzes Vermögen in die nach ihm benannten Preise zu stecken © dpa | dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war dieses Jahr auch für den Nobelpreis nominiert
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war dieses Jahr auch für den Nobelpreis nominiert © dpa | Michael Kappeler
Der eritreische Priester Mussie Zerai hilft seit Monaten Menschen, die auf dem Mittelmeer in Not geraten und gehörte ebenfalls zu den Kandidaten
Der eritreische Priester Mussie Zerai hilft seit Monaten Menschen, die auf dem Mittelmeer in Not geraten und gehörte ebenfalls zu den Kandidaten © dpa | TIZIANA FABI
Für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen: US-Außenminister John Kerry
Für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen: US-Außenminister John Kerry © dpa | Jean Jacques Agustin
Auch auf einen Preis für Papst Franziskus wurde in den vergangenen Wochen spekuliert
Auch auf einen Preis für Papst Franziskus wurde in den vergangenen Wochen spekuliert © dpa | Ettore Ferrari
Als Dauerkandidat auf der Liste: Der kongolesischn Arzt Denis Mukwege
Als Dauerkandidat auf der Liste: Der kongolesischn Arzt Denis Mukwege © dpa | Patrick Seeger
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Beobachtern zufolge könnte sich bei der Auszeichnung diesmal alles um die Flüchtlingssituation drehen. Neben Merkel kommt etwa der in der Schweiz lebende eritreische Priester Mussie Zerai für den Preis infrage. Er hilft seit Monaten Menschen, die auf dem Mittelmeer in Not geraten. Auch über einen Preis für das Flüchtlingshilfswerk UNHCR oder Papst Franziskus wurde in den vergangenen Wochen spekuliert.

Eine Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel
Eine Medaille mit dem Konterfei von Alfred Nobel © dpa | Kay Nietfeld

Alternativ könnte der Einsatz für die Atom-Abrüstung belohnt werden - etwa mit einem Preis für die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) oder US-Außenminister John Kerry, mutmaßte Knut Magnus Berge vom norwegischen Fernsehsender NRK. „Es gibt viele spannende Kandidaten - wer gewinnt, ist nur schwer vorauszusagen“, sagte der Nobel-Experte am Donnerstagabend.

Die Friedensnobelpreisträger der vergangenen Jahre


2014: Die junge pakistanische Vorkämpferin für Kinderrechte, Malala Yousafzai, teilt sich die Auszeichnung mit dem Inder Kailash Satyarthi, der seit Jahrzehnten gegen Kinderarbeit kämpft.


2013: Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen - für den Einsatz gegen die weltweit geächteten Massenvernichtungswaffen.


2012: Die Europäische Union - für ihren 60 Jahre währenden Beitrag für Frieden, Demokratie und Menschenrechte in Europa.


2011: Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee (beide Liberia) sowie Tawakkul Karman (Jemen) - für den gewaltfreien Kampf zur Stärkung der Rechte von Frauen.


2010: Der Menschenrechtler Liu Xiaobo (China) - wegen seines langen und gewaltfreien Kampfes für die Menschenrechte in seiner Heimat.


2009: US-Präsident Barack Obama - für seinen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Kooperation zwischen den Völkern.


2008: Finnlands Ex-Präsident Martti Ahtisaari - für seine Vermittlung in Kriegen und Konflikten.


2007: Der Ex-US-Vizepräsident Al Gore und der UN-Klimarat - für ihren Beitrag zur Mobilisierung gegen eine drohende Klimakatastrophe.


2006: Der Wirtschaftsfachmann Muhammad Yunus (Bangladesch) und die von ihm gegründete Grameen Bank - für die Idee, Kleinstkredite an Arme zu vergeben.


2005: Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und ihr Chef Mohammed el Baradei - für ihren Kampf gegen die Verbreitung von Atomwaffen.


2004: Die Umweltaktivistin Wangari Maathai (Kenia) - für ihr Engagement für eine nachhaltige Umweltentwicklung sowie Demokratie und Frieden.

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Auf der Liste der bekannten Nominierungen tauchen Dauerkandidaten wie der kongolesischen Arzt Denis Mukwege und US-Whistleblower Edward Snowden auf. Aber auch Flemming Rose, der als Kulturredakteur der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ vor zehn Jahren die Mohammed-Karikaturen veröffentlichte, zählt zu den Kandidaten.

Der Osloer Friedensforscher Kristian Berg Harpviken sieht derweil Chancen für die russische Zeitung „Nowaja Gaseta“ oder den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos.

Der Friedensnobelpreis ist mit 8 Millionen schwedischen Kronen (etwa 850 000 Euro) dotiert und wird - anders als die anderen Nobelpreise - nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo bekanntgegeben. Überreicht werden alle Preise am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.