Stockholm. Trip mit Jacht durch das Mittelmeer empörte das Volk – jetzt entschuldigt sich die Kronprinzessin und versucht, die Wogen zu glätten.

Nur ein paar Tage im August war das norwegische Kronprinzen-Paar mit einer Jacht durchs Mittelmeer gereist. Die Kritik jedoch zog sich über Wochen hin und mündete in Rücktrittsforderungen. Von Luxusreise war die Rede, von Prasserei. Was hat Kronprinzessin Mette-Marit nicht schon alles probiert, um die Kritiker milde zu stimmen: Selbst in Gummistiefeln ist sie auf einer Charity-Party aufgetreten, um Volksnähe zu zeigen. Doch die Norweger ließen sich nicht erweichen. Endlich hat sich die Kronprinzessin ein Herz gefasst und sich entschuldigt.

„Das Ganze kam auf eine Weise heraus, die nicht gut für uns war, und ich kann nachvollziehen, dass Leute darauf reagieren“, sagte die Kronprinzessin jetzt der norwegischen Zeitung „Nettavisen“. Kurz zuvor hatte sie dem Roten Kreuz einen Besuch abgestattet. Begleitet wurde sie von Naghmeh Gorgin, einer Flüchtenden, die nun in Norwegen lebt. Ihr Einsatz für Flüchtlinge schien angesichts der Kreuzfahrt nicht mehr lobenswert, sondern geschmacklos. Dass das Kronprinzenpaar die Reise durch das Mittelmeer zu einem Zeitpunkt unternommen hat, in dem dort fast täglich Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa ertrinken, wurde kritisiert. Gerade Mette-Marit engagiert sich für Flüchtlinge. Sie scheint nun den Fehltritt erkannt zu haben.

Brisante Vergangenheit von Mette-Marit

Dass das Volk so hart mit Haakon und Mette-Marit ins Gericht geht, erklärt sich auch aus der Vergangenheit des Paares. Als Kronprinz Haakon im Dezember 2000 seine Verlobung mit der bürgerlichen Mette-Marit Tjessem Høiby bekannt gab, machte sich geradezu Empörung breit. Haakon – selbst oft im Nachtleben unterwegs – wollte eine Frau ehelichen, die abends kellnern ging und es als Partygirl wild getrieben haben soll. Alleinerziehend, das auch noch. Doch erst als das Thema Drogen aufkam, verlor sie jede Sympathie.

Haakon ließ sich nicht beeinflussen. Selbstbewusst, fast trotzig sagte er damals: „Wir haben uns ineinander verliebt und wollen den Rest unseres Lebens zusammen verbringen.“

Mette-Marit versuchte damals, die Wogen zu glätten: „Es war für mich in dieser Zeit wichtig, die Grenzen des Akzeptierten zu überschreiten. Ich kann leider das Leben nicht noch einmal von vorn anfangen, und habe meine Erfahrungen teuer bezahlt.“ Offene Worte, doch das Herz des Volks konnte sie nicht wirklich für sich gewinnen.

Wirtschaftseinbruch in Norwegen

Dass die Luxusreise jetzt aber einen solchen Wirbel ausgelöst hat, liege vor allem an der angespannten wirtschaftlichen Lage: In guten Zeiten wäre die Jachttour kaum aufgefallen. Doch das dank seiner Ölvorkommen reichste Land Europas erlebt derzeit seinen ersten richtigen Wirtschaftseinbruch seit der Entdeckung der Rohstoffe Ende der 60er-Jahre.

Grund sind die rapide fallenden Ölpreise. Die Ölwirtschaft muss Personal entlassen, die Zentralbank senkte die Leitzinsen am Donnerstag erneut um 0,25 auf 0,75 Prozent. Da müsse auch die Königsfamilie den Gürtel enger schnallen, finden die Untertanen.

Die Nutzung der Jacht Mia Elise soll zwei Millionen Kronen (210.000 Euro) pro Woche kosten. Haakon war selbst vor die Fernsehkameras gegangen und bat darum, die Privatsphäre der von Steuerzahlern finanzierten Königsfamilie zu respektieren. „Ein Freund lud uns zu der dreitägigen Bootstour ein. Er schuldet uns nichts, und wir schulden ihm nichts“, so der Kronprinz, sichtlich verärgert über den Tumult um den sommerlichen Abstecher. Wer dieser Freund sei, wolle er nicht verraten, es sei Privatsache.

So geht es nicht: Der norwegische Presseverbund hat das Justizministerium darum gebeten, zu untersuchen, inwieweit die Ausgaben der Königsfamilie öffentlich gemacht werden sollen. Das Volk will dringend Transparenz.

Die Norweger haben ein paradoxes Verhältnis zur Königsfamilie. Auf der einen Seite wird in dem Land viel Wert auf Gleichheit gesetzt. Niemand soll denken, dass er besser ist als jemand anderes. Mit einer Königsfamilie gibt es dabei aber ein unüberwindbares Problem. Auf der anderen Seite jedoch liebt die Mehrheit der Norweger ihr Königshaus, seinen luxuriösen Glanz und die Romantik, die das Leben seiner blaublütigen Mitglieder ausstrahlt.