Kiel . Die Wissenschaftler haben die Absturzstelle des verschollenen Malaysia Airlines westlich von Sumatra und Java berechnet.
Kieler Meeresforscher haben am Dienstag Computerberechnungen präsentiert, die neue Rückschlüsse auf das mögliche Absturzgebiet der seit 16 Monaten verschollenen Boeing der Malaysia Airlines geben sollen.
"Die jetzt abgeschlossenen Computersimulationen zeigen, dass es aus dem östlichen äquatorialen Indischen Ozean stammen könnte", so Geomar-Sprecher Andreas Villwock am Dienstag. Die Unsicherheiten in der Eingrenzung des Gebietes seien allerdings noch sehr groß.
Am wahrscheinlichsten sei eine etwa 500 Kilometer mal 500 Kilometer große Absturzregion vor der Südküste der indonesischen Insel Java, erläuterten am Dienstag in Kiel Prof. Arne Biastoch und Jonathan Durgadoo vom Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung.
Für viele Monate war der am 8. März 2014 von den Radarschirmen verschwundene Flug MH370 wie vom Erdboden verschluckt. Kein noch so kleines Teil der Boeing 777 der Malaysia Airlines wurde trotz intensiver Suche im östlichen Indischen Ozean entdeckt.
Als Ende Juli ein Teil eines Flugzeugflügels auf der mehrere tausend Kilometer von der vermuteten Absturzstelle entfernt liegenden Insel La Réunion angespült wurde, keimte Hoffnung auf, das Wrack endlich zu finden. Inzwischen ist man sich fast sicher, dass das Teil von der abgestürzten Maschine stammt. Wird es zum Schlüssel zum Finden der Absturzstelle?
Kieler Meeresforscher haben sofort nach dem Fund damit begonnen, die mögliche Verdriftung der Flügelklappe mit einem Computermodell zurückzuverfolgen, um das Absturzgebiet einzugrenzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Absturzstelle nördlicher liegen könnte, als bisher gedacht, aber auch wie schwierig es sein wird das Flugzeug, basierend auf den Rechnungen, wirklich zu finden.
Dr. Jonathan Durgadoo und Prof. Dr. Arne Biastoch vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel benutzten für ihre Driftanalysen ein Ozeanmodell der neuesten Generation in Kombination mit Beobachtungsdaten. Dies stellt tagesaktuelle Daten bereit, um den möglichen Ursprungsort der Flügelklappe zu bestimmen. Dafür setzten sie virtuelle Partikel an der Fundstelle aus und rechneten in die Vergangenheit. „Dabei macht es wenig Sinn, nur einige wenige Partikel zu betrachten“, erläutert Durgadoo. „Wir haben fast zwei Millionen Partikel über einen Zeitraum von 16 Monaten zurückverfolgt“, so Durgadoo weiter. „Daraus haben wir dann einmal pro Monat die wahrscheinlichsten Aufenthaltsorte der Partikel berechnet.“
Die Rückrechnung mit Hilfe der virtuellen Partikel lieferte ein sehr großes Gebiet im östlichen äquatorialen Indischen Ozean als wahrscheinlichstes Herkunftsgebiet, aus dem das Wrackteil stammen könnte. Es liegt westlich von Sumatra und Java, etwa 6000 Kilometer von La Réunion entfernt.
„Das Ergebnis entspricht qualitativ meinen ersten Einschätzungen, sie werden jetzt durch die komplexe Strömungsanalyse bestätigt“, sagt Professor Biastoch. Ferner stammen alle Partikel aus einer Region äquatorwärts von 30S. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass deswegen der momentane Fokus der Suche südwestlich von Australien zu weit südlich liegen könnte“, so Durgadoo. Allerdings räumt er ein, dass auf der Basis nur eines einzigen Wrackteils eine genauere Eingrenzung des Gebietes gegenwärtig noch nicht möglich ist. „Weitere Wrackteile wären notwendig, um präzisere Aussagen treffen zu können“, resümiert Biastoch.
In den kommenden Wochen wollen die Forscher weitere, für die Verdriftung relevante Prozesse durch Wind und Wellen berücksichtigen, um ihre Aussagen noch zu verfeinern.
MH370? Boeing-Wrackteil gefunden
Bereits im vergangenen Sommer war das Kieler Geomar-Zentrum an der Suche nach der vermissten Boing 777, die kurz nach dem Star in Kuala Lumpur vom Radar verschwand, beteiligt. Bei der Suche nach dem Wrack der Malaysia Airlines kam ein Tauchgerät des Instituts zum Einsatz.
Eine holländische Bergungsfirma hatte das sogenannte „Side Scan Sonar“ gemietet, daas in bis zu 6000 Meter Tiefe zum Einsatz kommen und den Meeresboden absuchen kann. Gefunden wurde nichts.
Bereits 2011 hatte das Kieler Institut mit einem unbemannten U-Boot geholfen, vor Brasilien das Wrack einer abgestürzten Air-France-Maschine zu finden.
Flugzeug-Unglücke der vergangenen Monate
dpa/ced