Kairo. Bei dem Opfer könnte es sich um einen Kroaten handeln, der in Kairo entführt wurde. Der IS forderte für ihn die Freilassung von Frauen.

Ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben von Unterstützern einen in Ägypten entführten Kroaten getötet. Sympathisanten des IS verbreiteten ein Foto im Internet, das die enthauptete Leiche der Geisel zeigen soll. Ob das Bild echt ist und tatsächlich den Entführten zeigt, konnte am Mittwoch zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Die kroatische Regierung äußerte die Befürchtung, dass der Mann tatsächlich ermordet worden sei.

Der ägyptische Ableger der Terrormiliz, der vor allem auf der unruhigen Halbinsel Sinai agiert, hatte vor einer Woche ein Video veröffentlicht, in dem sich ein Mann als der in Ägypten arbeitende kroatische Staatsbürger Tomislav Salopek vorstellt. Salopek war im Juli im Großraum Kairo verschleppt worden. Ein Text unter dem nun publik gewordenen Bild verkündet die „Tötung des kroatischen Gefangenen, dessen Land sich am Krieg gegen den Islamischen Staat beteiligt“.

„Wir können nicht mit 100-prozentiger Sicherheit bestätigen, dass das die Wahrheit ist“, sagte der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic dazu am Mittwoch in Zagreb. Allerdings „fürchten wir“ es, fuhr er fort. Das Auswärtige Amt in Berlin geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die IS-Terroristen „erneut einen Unschuldigen entführt und auf bestialische Weise ermordet haben“.

Auf dem am Mittwoch im Internet aufgetauchten Foto liegt eine Leiche in einer Wüstenlandschaft vor der Flagge des Islamischen Staates, neben dem Körper steckt ein Messer im Boden. Zwei in das Bild montierte Artikel von Nachrichtenseiten tragen die Überschriften „Kroatien bekräftigt seine Unterstützung für Ägypten im Kampf gegen Terroristen und Extremisten“ sowie „Kroatien bekräftigt weitere Unterstützung für die Region Kurdistan“.

Für die Freilassung Salopeks, der für eine Ölfirma arbeitete, forderte der IS innerhalb von 48 Stunden die Entlassung eingesperrter „muslimischer Frauen“ in Ägypten. Vermutlich sind damit inhaftierte Islamistinnen gemeint, die nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 ins Gefängnis mussten.

Kroatische Behörden hatten vor einigen Wochen bestätigt, dass einer ihrer Staatsbürger Ende Juli in Ägypten entführt worden sei. Die veröffentlichten Initialen passten zu dem Namen, mit dem sich der Mann im Video vorstellte.

Mit wahrscheinlich in Syrien gedrehten Enthauptungsvideos hatte der IS vor einem Jahr weltweites Aufsehen erregt, weitere grausige Aufnahmen folgten. Im August 2014 zeigte ein Film die Tötung des US-Journalisten James Foley. Im Abstand weniger Wochen wurden auch der US-Journalist Steven Sotloff sowie die britischen Entwicklungshelfer David Haines und Alan Henning vor laufender Kamera getötet. Der US-Entwicklungshelfer Peter Kassig wurde im November umgebracht, die japanischen Journalisten Haruna Yukawa und Kenji Goto im Januar.

Der ägyptische IS-Ableger geht aus der Terrorgruppe Ansar Beit al-Makdis hervor, die der Terrormiliz Ende vergangenen Jahres die Treue geschworen hatte. Ihr Rückzugsort ist die von Armut und Instabilität geprägte Sinai-Halbinsel.