Le Vernet. Letzter Abschied von den Opfern von Flug 4U9525: Mehr als 300 Angehörige kommen zu einer Trauerfeier in die Nähe des Absturzortes.

Genau vier Monate nach der Germanwings-Katastrophe haben an diesem Freitag mehrere Hundert Angehörige in den französischen Alpen der Opfer gedacht. Im kleinen Ort Le Vernet in der Nähe der Absturzstelle kamen sie am Nachmittag zu einer religionsübergreifenden Trauerfeier zusammen.

Außerdem wurde ein Teil der nach dem Absturz gefundenen sterblichen Überreste in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Sie konnten von den französischen Kriminalexperten nicht einzelnen Toten zugeordnet werden.

Die Gedenkveranstaltung in Le Vernet
Die Gedenkveranstaltung in Le Vernet © dpa | Arnold Jerocki

Der Airbus war am 24. März auf seinem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in das Bergmassiv gerast. Nach Überzeugung der Ermittler hatte der Copilot die Maschine absichtlich auf Crashkurs gelenkt und 149 Menschen mit in den Tod gerissen.

Streit zwischen Angehörigen und Lufthansa

Nach Angaben der Germanwings-Mutter Lufthansa hatten sich mehr als 300 Angehörige und Begleiter angemeldet. Der Konzern organisierte den Transport der Hinterbliebenen zur Absturzstelle und hatte dafür unter anderem zwei Sonderflüge von Düsseldorf und Barcelona am Freitagmorgen geplant. Auch der Beauftragte der Bundesregierung für die Angehörigen, Steffen Rudolph, reiste zu der Zeremonie. Veranstalter ist die Präfektur von Digne-les-Bains.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr nahm wegen des Streits um das Schmerzensgeld und nach Kritik an seinem eigenen Verhalten nicht an der Gedenkfeier zur Germanwings-Katastrophe in den französischen Alpen teil. „Er hat aufgrund der angespannten Atmosphäre entschieden, nicht vor Ort zu sein“, sagte ein Sprecher des Luftfahrt-Konzerns am Freitag in Frankfurt. Die Lufthansa, Mutterkonzern von Germanwings, bestätigte damit Angaben von „Spiegel Online“. Für Aufsehen hatte zuletzt ein offener Brief der Angehörigen der Opfer aus Haltern gesorgt, in dem Spohr scharf kritisiert wird.

Es sei wichtig, dass die aktuelle Diskussion die würdevolle Atmosphäre nicht belaste, sagte der Lufthansa-Sprecher. An der Trauerfeier in der nahe der Absturzstelle gelegenen Gemeinde Le Vernet nähmen Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann und Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne teil.

Die Feier ist auch ein letzter Abschied von den Toten. Nach der Katastrophe konnte die französische Gendarmerie nur einen Teil der gefundenen sterblichen Überreste konkret einzelnen Opfern zuordnen. Deshalb hat man sich zu der anonymen Beisetzung der nicht identifizierten Teile entschieden. Die identifizierten Überreste sind inzwischen nach Angaben Rudolphs mit einer einzigen Ausnahme zurück in ihre Heimat gebracht worden.

An der Absturzstelle selbst sind inzwischen die Vorbereitungen für die Säuberung von Öl und Kerosin abgeschlossen. Nach Angaben eines Lufthansa-Sprechers wurde das Gebiet aufwendig kartographiert, ab kommender Woche soll dann das verschmutzte Erdreich abgetragen werden. „Die Arbeiten sollen bis Herbst abgeschlossen sein.“