Hamburg. Der charismatische Schauspieler Omar Sharif erlag mit 83 Jahren in Kairo einem Herzleiden. Bekannt wurde er als Doktor Schiwago.

Diese Augen! Damit hatte er es besonders den Frauen angetan. Jetzt hat er sie für immer geschlossen. Omar Sharif war wohl der bekannteste Schauspieler Ägyptens. Weltbekannt wurde er mit seinen Rollen in nur zwei großen Melodramen: „Lawrence von Arabien“ und „Doktor Schiwago“. Im Kino war der charismatische Darsteller oft der Vorzeige-Araber und konnte sogar in Hollywood Erfolge feiern. Am Freitag ist er in Kairo an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Er wurde 83 Jahre alt.

Dieser Name! Peter O’Toole, mit dem Sharif zusammen „Lawrence von Arabien“ drehte, fand ihn einfach unmöglich. „Niemand kann wirklich Omar Sharif heißen“, frotzelte er und nannte seinen Freund und Kollegen am Set deshalb einfach Freddy. Geboren wurde der spätere Schauspieler unter dem Namen Michael Shalhoub. Erst als er später vom Katholizismus zum Islam konvertierte, nannte er sich Omar al-Sharif.

Wenig deutete zu Beginn seiner Karriere darauf hin, dass er einmal ein Künstler werden würde. Der Sohn eines Holzhändlers studierte nach dem Abitur an der Universität Kairo Mathematik und Physik und machte in beiden Fächern einen Abschluss. Anschließend stieg er erst einmal ins Familiengeschäft ein. Holz statt Zelluloid.

Bevor er in englischsprachigen Filmen reüssierte, war er allerdings schon ein Star in seiner ägyptischen Heimat, hatte dort in 20 Filmen mitgespielt. Gleich in seinem Debüt „Tödliche Rache“ spielte er 1953 an der Seite seiner späteren Ehefrau Faten Hamama. Seiner internationalen Karriere kam später seine Vielsprachigkeit zugute. Er konnte neben Arabisch auch Englisch, Spanisch, Griechisch, Französisch und Italienisch sprechen.

Sharif war durch und durch ein Spieler, nicht nur vor der Kamera. Berüchtigt war er für sein suchtähnliches Verhältnis zum Bridge-Spiel. Er arrangierte seine Drehtermine um Turniere herum, galt als einer der weltbesten Spieler. Er schrieb eine Bridge-Kolumne für die „Chicago Tribune“, veröffentlichte Bücher über Bridge und brachte schon 1992 das Computerspiel „Omar Sharif Bridge“ auf den Markt. Zu einer Bewährungsstrafe wurde er verurteilt, als er in einem Casino einem Polizisten einen Kopfstoß versetzte, der in einem Streit zwischen ihm und einem Croupier schlichten wollte. „Das machte mich in Frankreich zum Helden. Einem Polizisten eine Kopfnuss zu geben, ist der Traum jedes Franzosen“, behauptete er.

Im Jahr 2006 änderte er sein Leben von Grund auf und sagte: „Ich wollte nicht länger Sklave irgendwelcher Leidenschaften jenseits der Schauspielerei sein. Ich hatte zu viele Leidenschaften: Bridge, Pferde, das Glücksspiel. Ich wollte ein anderes Leben führen und mehr bei meiner Familie sein, weil ich ihr nicht genug Zeit gewidmet habe.“

Mit seiner Frau, von der er sich 1974 scheiden ließ, hatte er den Sohn Tarek Sharif. Einem seiner beiden Enkel, Omar Sharif Junior, prophezeite der Großvater eine große Schauspielerkarriere.

Im Jahr 2003 spielte Omar Sharif noch einmal eine Rolle, die ihm große Auszeichnungen einbrachte. Für seinen Part als älterer Ladenbesitzer in „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ gewann er den Preis als bester Schauspieler beim Filmfestival von Venedig und einen César, den höchsten französischen Filmpreis.

1992 musste er sich wegen eines Herzinfarkts einer Bypass-Operation unterziehen. Bis dahin hatte er bis zu 100 Zigaretten pro Tag geraucht. Er gab es danach auf. Es war zuletzt ruhig um ihn geworden. Im Jahr 2012 wurde bei ihm Alzheimer diagnostiziert, wie sein Sohn bekannt gab.

Sharifs Autobiografie heißt bezeichnenderweise „The Eternal Male“ - der ewige Mann. Der letzte Satz darin lautet: „Tatsächlich möchte ich, dass heute wie gestern ist ... Ist das zu viel gewollt?“ Es sieht heute leider ganz so aus.