Ein Richter untersagte einer jungen Australierin, ihrem Baby die Brust zu geben. Die tätowierte Frau könnte Krankheiten übertragen.

In Australien sorgt ein Stillverbot für eine Mutter für Wirbel. Ein Richter in der Hafenstadt Newcastle 160 Kilometer nördlich von Sydney hatte einer 20-Jährigen untersagt, ihren elf Monate alten Sohn an die Brust zu nehmen.

Als Grund führte der Jurist die frischen Tattoos der Mutter an. Laut der Zeitung "Sydney Morning Herald" soll die Frau im vergangenen Monat Finger und Fuß tätowieren lassen haben.

Dadurch sei nach Ansicht des Richters das Risiko gestiegen, beim Stillen möglicherweise beim Tätowieren erhaltene Krankheiten auf das Baby zu übertragen.

Sorgerecht ja, Stillrecht nein

Gefällt wurde das Urteil im Rahmen eines Sorgerechtstreits zwischen den getrennt lebenden Eltern des Jungen. Der Vater hatte der Mutter das gemeinsame Kind nach den Tätowierungen weggenommen.

Außerdem beschuldigte der Mann seine Ex-Freundin, psychische Probleme zu haben und drogensüchtig zu sein. Die Frau forderte daraufhin, vor Gericht angehört zu werden.

Dieses entschied dann zwar, der Mutter das Kind zu lassen, das Stillen des Babys aber zu untersagen. Die Frau, bei der ein Test auf HIV und Hepatitis negativ ausfiel, legte Berufung gegen das Urteil ein.

Und diese hatte nun auch tatsächlich Erfolg: Laut "Sydney Morning Herald" kassierte ein höheres Gericht am Freitag das bisherige Urteil. Der Richter aus Newcastle habe sich bei seinem Spruch auf unzulängliche Informationen aus dem Internet berufen.

Still-Verband fürchtet Präzedenzfall

Die Australian Breastfeeding Association, der Verband stillender Mütter, hatte zuvor das Urteil ebenfalls kritisiert und davor gewarnt, dass dadurch ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen werden könnte.

"Tätowieren ist eine reglementierte Industrie", sagte die Vorsitzende Rebecca Naylor im australischen Radio. Die Wahrscheinlichkeit, sich dabei mit einer Krankheit anzustecken, sei daher sehr gering.

"Ich denke, solange es keinen Nachweis einer Erkrankung durch die Tätowierung gibt, besteht kein Grund dazu", sagte Naylor und forderte alle tätowierten Frauen auf, ihre Kinder weiter zu stillen. (HA)