Fast 4000 Menschen in Südkorea sind bereits unter Quarantäne gestellt. Doch die Krankheit breitet sich weiter aus.

Seoul. Der Mers-Ausbruch in Südkorea hat ein zehntes Todesopfer gefordert. Außerdem wächst in dem Land die Sorge vor Auswirkungen des Ausbruchs auf die Wirtschaft. Die südkoreanische Zentralbank senkte am Donnerstag unter anderem wegen Mers die Zinsen, um damit die Wirtschaft stärker anzukurbeln. Das Gesundheitsministerium meldete neben dem Todesfall auch 14 Neuerkrankungen. Die Zahl der Patienten mit der schweren Atemwegserkrankung stieg seit dem Ausbruch vor drei Wochen auf 122.

Nicht nur die Exporte des Landes gingen zuletzt zurück, darüber hinaus gäben die Menschen wegen Mers auch weniger Geld aus, sagte der Gouverneur der Zentralbank, Lee Ju Yeol, vor Journalisten in Seoul. Es gäbe ein spürbares Risiko für den Binnenkonsum. Die Entscheidung für eine Zinssenkung sei erfolgt, „um die negativen Effekte von Mers auf die Wirtschaftsstimmung zu verringern“. Die Bank setzte ihren Leitzins von 1,75 Prozent auf das Rekordtief von 1,5 Prozent herab.

Die Südkoreaner sind weniger gewillt auszugehen und vermeiden immer mehr Großveranstaltungen. Daneben bereiten der Tourismusindustrie vor allem die Zehntausenden von Reise-Stornierungen aus dem Ausland, besonders aus China, große Sorgen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starb am Donnerstag ein 75-jähriger Mann an Mers. Er habe sich mit dem Coronavirus (Mers-CoV) angesteckt, als er in einem Krankenhaus in der Stadt Taejon wegen einer Krebserkrankung behandelt worden sei.

Acht der jüngsten Patienten steckten sich den Angaben zufolge in einem Krankenhaus der Zehn-Millionen-Metropole Seoul an, darunter auch eine Schwangere. Im Samsung Medical Center in der Hauptstadt waren bereits zahlreiche Menschen an Mers erkrankt. Nach Angaben der Behörden wurde in der Klinik auch erstmals das Virus bei einer ambulant versorgten Patientin nachgewiesen.

Bisher hatten die Behörden sämtliche Mers-Fälle auf Krankenhausinfektionen zurückgeführt. Nach ihrer Einschätzung könnte die Ausbreitung der Krankheit am Wochenende den Höhepunkt erreichen. Nach Samstag könnte die Zahl der Neuerkrankungen zurückgehen, sagte der Leiter des Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention, Yang Byeong Kook, laut dem Rundfunksender KBS vor einem Sonderausschuss des Parlaments. Er wies unter anderem auf die Quarantänemaßnahmen der Regierung hin.

In Südkorea sind mittlerweile mehr als 3800 Menschen, die sich angesteckt haben könnten, unter Quarantäne gestellt. Sie befinden sich entweder in Isolierstationen oder sollen zu Hause bleiben. Bis zum Donnerstag waren nach Angaben des Erziehungsministeriums noch immer mehr als 2600 Schulen und Kindergärten vorsorglich geschlossen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte der Regierung am Mittwoch aber empfohlen, die Schulen wieder zu öffnen.

Erster Mers-Patient in Südkorea war im Mai ein 68-Jähriger, der zuvor von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war. Mers, das erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen wurde, zählt wie viele Erkältungsviren und der Sars-Erreger zu den Coronaviren. Der Ausbruch in Südkorea ist der bislang größte außerhalb der arabischen Halbinsel. (dpa)