Seoul . Der Mers-Ausbruch in Südkorea mit bisher vier Todesopfern beunruhigt auch andere Länder. Immer mehr Menschen sagen geplante Reisen ab.

Der aktuelle Mers-Ausbruch in Südkorea hat inzwischen vier Todesopfer gefordert. Die Zahl bestätigter Fälle im Land stieg am Donnerstag auf mehr als 40. Mehr als 1600 Menschen, die sich mit dem gefährlichen Coronavirus angesteckt haben könnten, sind unter Quarantäne gestellt. Der Ausbruch in Südkorea ist der bisher größte außerhalb des Nahen Ostens, ein Infizierter wird zudem in China behandelt.

Aus Angst vor dem Mers-Virus seien mittlerweile mehr als 1100 Schulen geschlossen, hieß es vom Erziehungsministerium. Tausende Menschen in der Region haben geplante Reisen nach Südkorea storniert. Das weithin isolierte Nordkorea forderte von Südkorea Wärmekameras an, mit denen Menschen auf Fieber untersucht werden können.

Erster Mers-Patient in Südkorea war ein 68-Jähriger, der im Mai von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war. Alle Folgeinfektionen bei Klinikpersonal, Patienten und Angehörigen gehen auf ihn zurück - auch der in China behandelte Mann ist der Sohn eines südkoreanischen Patienten. Am Dienstag hatten die Behörden die ersten beiden Mers-Todesfälle im Land gemeldet. Es handelte sich um eine 58-Jährige und einen 71-Jährigen, die beide Vorerkrankungen hatten.

Das Virus verbreite sich nach derzeit verfügbaren Daten nicht über die Luft, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap den Leiter des Samsung-Medizin-Zentrums, Song Jae Hoon. Song und andere Experten waren demnach zuversichtlich, dass sich der Ausbruch durch strikte Quarantäne-Maßnahmen eindämmen lässt.

Mehr als 7000 Reisen nach Südkorea storniert

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte, dass weitere Neuerkrankungen in Südkorea zu erwarten seien. Die WHO arbeite eng mit Behörden in Südkorea und China zusammen, um den Ausbruch zu kontrollieren, hieß es.

Die Koreanische Tourismusorganisation richtete eine Reise-Hotline ein. Die Zahl der Stornierungen von Reisen nach Südkorea stieg demnach auf über 7000, die meisten seien von Menschen in China und anderen asiatischen Ländern gekommen. Nordkorea wolle Wärmekameras zum Schutz gegen Mers an der Grenze aufstellen, berichteten südkoreanische Medien unter Berufung auf das Vereinigungsministerium in Seoul. Damit sollen Pendler aus Südkorea untersucht werden, die in den grenznahen innerkoreanischen Industriekomplex Kaesong fahren.

Strengere Gesundheitskontrollen in Hongkong

Auch Hongkong kontrolliert Urlauber bei der Einreise strenger auf ihre Gesundheit. Besucher mit Fieber oder Atemwegsbeschwerden müssen sich bei der Einreise künftig untersuchen lassen und eine Erklärung über ihre Gesundheitszustand abgeben, berichtet das Reiseportal travel-one.net am Freitag. Auch das Auswärtige Amt gibt in seinen Reisehinweisen zu Hongkong an, dass einige chinesische Flughäfen verschärfte Maßnahmen zur Seuchenkontrolle angekündigt haben. Dazu gehöre die Messung der Körpertemperatur bei der Einreise aus Mers-Gebieten.

Typische Mers-Symptome sind Fieber, Lungenentzündung und Nierenversagen. Das Virus wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen, wird jedoch nach bisheriger Erkenntnis seit vielen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen. Es gehört zu den Coronaviren, zu denen viele Erkältungsviren und auch der Sars-Erreger zählen. Bis zum 3. Juni waren bei der WHO weltweit 1179 bestätigte Mers-Fälle erfasst, darunter mindestens 442 Todesopfer.

(dpa/HA)