Schildow/Paris. Josephine aus Brandenburg war plötzlich verschwunden. Die Eltern vermuteten eine Flucht mit ihrem Onkel. Nun ist sie gefunden worden.

Wochenlang haben die Eltern und der 17-jährige Bruder gebangt und auf diese erlösende Nachricht gewartet: Die 14-jährige Josephine aus dem brandenburgischen Schildow ist wieder da. Gemeinsam mit ihrem 47 Jahre alten Onkel ist sie von der Polizei an der südfranzösischen Küste aufgegriffen worden. Gleichzeitig hat sich aber auch der Verdacht der Familie bestätigt: Josephine war mit dem eigenen Onkel durchgebrannt, mit dem sie angeblich eine Liebesbeziehung haben soll. Die Familie hat ihr Telefon abgestellt und ist sofort nach Südfrankreich aufgebrochen, um Josephine nach Hause zu holen.

Die Gymnasiastin war Anfang März wie aus heiterem Himmel verschwunden, nachdem ihr Vater sie wie jeden Morgen zum Bahnhof gebracht hatte. Von dort fuhr sie stets mit dem Zug zur Schule nach Oranienburg. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr - und keinen Abschiedsbrief, kein Wort der Erklärung. Schnell kam der Verdacht auf, Josephine sei mit ihrem Onkel irgendwo in Richtung Süden.

Denn auch der Berliner Architekt und Familienvater war an dem selben Tag nicht mehr zur Arbeit erschienen und seitdem wie vom Erdboden verschluckt. Und Josephine hatte in einem Einkaufsbeutel ein paar leichte Klamotten und Sonnencreme eingepackt.

Abenteuerliche Flucht nach Südeuropa

Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass die beiden mit dem Transporter des 47-Jährigen und einem geliehenen Wohnwagen unterwegs sein mussten. Der Vater von Josephine vermutete sofort, dass der Druck für die beiden wegen ihres heimlichen Liebesverhältnisses zu groß geworden war. Denn eine Woche vor dem Verschwinden habe seine Schwester einen Verdacht geäußert, dass zwischen den beiden etwas laufe, berichtete der Vater. „Das haben aber beide überzeugend abgestritten.“

Der Vater habe sich dann sogar bei seinem Schwager für den Vorwurf entschuldigt, während dieser offensichtlich bereits die Flucht mit seiner Tochter geplant habe. Josephine sei sicher klar gewesen, dass ihre Familie und ihre Tante diese Beziehung niemals akzeptieren würden. Auch aus Sicht der Mutter war ein Liebesverhältnis der beiden der Grund für die abenteuerliche Flucht: „Sie ist sich sicherlich bewusst, dass ihr Onkel eine Straftat begeht und dass er Konsequenzen zu erwarten hat.“

„Sie braucht keine Konsequenzen zu befürchten“

Tatsächlich ermittelt die Staatsanwaltschaft Neuruppin gegen den 47-Jährigen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes. Doch dies stützt sich nur auf die Aussage einer Freundin, dass Josephine schon seit mehr als einem Jahr einen Liebhaber habe und dessen Vornamen nannte. Dies begründet aus Sicht der Staatsanwaltschaft noch keinen dringenden Tatverdacht, der einen Haftbefehl rechtfertigen würde.

Nun soll sich zunächst Josephine selbst dazu äußern. „Und auch den Onkel werden wir anhören, sobald wir eine ladungsfähige Adresse von ihm bekommen“, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schiermeyer.

Für die Eltern und ihren Bruder ist dies zunächst zweitrangig - denn Josephine ist nun endlich wohlbehalten wieder aufgetaucht. Die Familie hatte neben der europaweiten Fahndung der Polizei über Facebook in mehreren Sprachen nach dem Mädchen gesucht und auch mit Automobil- und Campingverbänden zusammengearbeitet.

Doch woher schließlich der entscheidende Hinweis an die französische Polizei kam, ist bislang nicht bekannt. Der größte Wunsch der Mutter geht nun in Erfüllung. „Wir lieben sie, und sie braucht keine Konsequenzen zu befürchten, wenn sie hoffentlich bald zurückkommt.“

(dpa)