Charleston. Wieder erschießt ein weißer US-Polizist einen Schwarzen. Er sagt: aus Notwehr. Ein Passant filmt die Tat - das Video zeigt eine andere Version.

Nach tödlichen Schüssen auf einen Schwarzen im US-Staat South Carolina muss sich ein weißer Polizist wegen Mordes verantworten. Wie der Bürgermeister der Stadt North Charleston, Keith Summey, am Dienstag auf einer Pressekonferenz berichtete, wurde der Streifenpolizist festgenommen, nachdem die Behörden im US-Staat South Carolina eine Aufnahme eines Augenzeugen von den am Wochenende abgegebenen Schüssen ausgewertet hatten. Das Video liegt der „New York Times“ vor.

Der Polizist Thomas S. gab die Schüsse ab
Der Polizist Thomas S. gab die Schüsse ab © AP

Darin ist zu sehen, wie der Beamte mehrmals auf den Rücken des 50-Jährigen schießt, als dieser wegrennt. Der Mann fällt hin, während der Cop langsam zu ihm hingeht und ihm Handschellen anlegt. Dann geht er weg und spricht in sein Funkgerät, während der 50-Jährige regungslos am Boden liegt. Anschließend ist zu sehen, wie der Polizist etwas neben dem Körper des Angeschossenen fallen lässt.

Nach Behördenangaben begannen die Schüsse bei einer Verkehrskontrolle. Der Mann sei vor den Szenen, die das Video zeigte, bereits von einer Betäubungswaffe getroffen worden.

Die Debatte über unverhältnismäßige Gewalt der Polizei gegen Schwarze hält in den USA an, seit im vergangenen Sommer der unbewaffnete Teenager Michael Brown in der Kleinstadt Ferguson in Missouri von einem jungen Polizisten erschossen worden war. Dass der Beamte nicht angeklagt wurde, führte zu landesweiten Protesten.

Bürgermeister Summey sagte, der Beamte habe bei seinem Vorgehen „eine schlechte Entscheidung“ getroffen. Der Verteidiger des Polizisten hatte am Montag mitgeteilt, dass sich sein Mandant bedroht gefühlt und der Mann nach seiner Betäubungswaffe gegriffen habe. Am Dienstag sagte der Anwalt mehreren Medien, er vertrete den Beamten nicht mehr.

Einer der Brüder des Erschossenen sagte am späten Dienstagabend (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz, seine Familie sei dankbar, dass es das Video von den Schüssen gebe. Ohne die Aufnahme hätte es für die Tat keine Gerechtigkeit gegeben, sagte er. „Wenn wir das Video nicht gesehen hätten, hätten wir dann die Wahrheit gewusst?“ Die Mutter des Getöteten rief auf der Pressekonferenz „Danke, Gott!“ und „Halleluja!“. Laut Angaben des Familienanwaltes L. Chris Stewart wollen die Angehörigen gegen die Polizeibehörde von North Charleston klagen.

Diese berichtete, der Polizist sei von Beamten festgenommen worden. Polizeichef Eddie Driggers bestätigte, dass die Schüsse auf den Verdächtigen abgegeben worden seien, als er weglief. „Ich bin seit einer langen Zeit in dieser Polizeibehörde und all die Polizisten in dieser Einheit, die Männer und Frauen, sind wie meine Kinder“, sagte Driggers vor Reportern. „Sagen Sie mir, wie ein Vater reagieren würde, wenn sein Kind etwas tun würde. Ich werde Sie das beantworten lassen.“

Die Justizministeriumssprecherin Dena Iverson sagte, das FBI werde ebenfalls Ermittlungen zu dem Vorfall aufnehmen.