Heilbronn/Düsseldorf. Der Veranstalter eines der größten deutschen Fanfeste hält die Verlegung der Katar-WM in den Winter für „eine Katastrophe“.

Eine Verschiebung der Fußball-WM 2022 in Katar auf den Winter bedeutet nach Ansicht eines großen Veranstalters das Aus für öffentliche Fan-Treffen. „Das ist eine Katastrophe, man nimmt den Fans die Freude des gemeinsamen Fußball-Schauens“, sagte Stefan Hamann am Mittwoch in Heilbronn.

Bei Minus-Temperaturen könne man gar nicht so viel Glühwein herbeischaffen, dass Public Viewing erträglich werde. Wegen des Zeitunterschieds fänden viele Spiele auch noch zu Nachtstunden statt, fügte der Geschäftsführer der Eventagentur Hamann & Friends hinzu.

Wegen des Zeitunterschieds fänden viele Spiele auch noch zu Nachtstunden statt, fügte der Geschäftsführer der Eventagentur Hamann & Friends hinzu. In Heilbronn habe seine Agentur im vergangenen Jahr das viertgrößte WM-Fan-Dorf ausgerichtet, sagte Hamann. Das WM-Finale hätten 21. 000 Menschen dort zusammen geschaut.

„Deutschland hat seit 2006 festgestellt, dass es unglaublich viel Spaß macht, zusammen Fußball zu schauen, sich gemeinsam zu freuen und auch gemeinsam zu leiden.“Diese Veranstaltungen führten zu einem ganz neuen Gefühl der Zusammengehörigkeit, erläuterte Hamann.

Durch das Public Viewing seien auch die Frauen für den Sport begeistert worden und hätten in der Folge ein Fußballstadion besucht. Die Entscheidung für ein heißes Land wie Katar, das überdies keinerlei Fußballtradition habe, sei „Blödsinn“ und einzig der Korruption geschuldet, meinte Hamann.

Aus auch für Hamburger Fanfest

Auch in Hamburg versammelten sich zu den letzten Fußball-Endrunden regelmäßig abertausende Fans zu einem der größten Public Viewings der Republik. Doch 2022 wird auch dort wohl keine große Veranstaltung mehr stattfinden. „Ein Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld kann man im November/Dezember aufgrund der Witterung nicht durchführen“, sagte Uwe Bergmann, der bereits mehrere WM- und EM-Feste veranstaltet hat, dem Abendblatt.

Das Fanfest in eine Halle zu verlegen sei ebenfalls keine Option: „Es wird kaum möglich sein, eine Location in dieser Größenordnung für mehrere Wochen zu buchen, da diese ja auch durch andere Veranstaltungen belegt sind.“

Weihnachtsmärkte frohlocken

In Nordrhein-Westfalen freuen sich indes die Weihnachtsmärkte schon auf die Winter-WM. Sie rechnen nicht mit Einbußen, weil die Fans lieber in der Kneipe Fußball gucken statt auf dem Weihnachtsmarkt kandierte Mandeln zu essen. „Das können wir doch nutzen, das ist kein Nachteil“, sagt Verena Winkelhaus, die Geschäftsführerin vom Veranstalter des Dortmunder Weihnachtsmarkts. Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt wäre für sie durchaus eine Alternative.

In Düsseldorf ist man davon ebenfalls überzeugt: „Fußball bei Zimt und Mandelduft, das ist doch noch viel mehr ein Grund, auf den Düsseldorfer Weihnachtsmarkt zu kommen“, erklärt Roman von der Wiesche von Düsseldorf Marketing & Tourismus, dem aktuellen Weihnachtsmarktveranstalter der Stadt. Er glaubt an ein ganz neues Sporterlebnis und sieht in der weihnachtlichen Fußball-WM auch eine Chance.

Diese Meinung teilt Tom Roeder allerdings nicht. Er ist Betreuer des Fan Clubs Nationalmannschaft für das Rheinland. „Fußballgucken zwischen Weihnachtsmännern und Tannenbäumen mit einem Glühwein in der Hand – das passt einfach nicht“, sagt er. Roeder vermutet, dass sich die Fußballfans die Spiele eher zu Hause anschauen werden. „Bei Regen und Kälte, da hat man keine Lust auf Public Viewing unter freiem Himmel.“

Gemischte Gefühle bei Brauereien

Bei der Veltins-Brauerei im Sauerland hat man ähnliche Befürchtungen. Pressesprecher Ulrich Biene bedauert die Entscheidung, die WM in den Winter zu verlegen. „Es wird kein Wintermärchen geben.“ Während die Brauerei im Sommer 2014 noch von den Erfolgen der Nationalmannschaft profitiert hat, hält Biene eine solche Entwicklung während der winterlichen Spiele für unrealistisch. „An Weihnachten wird viel dezenter gefeiert“, sagt er. Und das werde sich auch auf den Bierverkauf während der WM auswirken. Franz-Josef Weihrauch von der Krombacher Brauerei in Westfalen sieht das gelassener. „Wir haben da keine Befürchtungen, es gibt keinen Unterschied zu einer Veranstaltung im Sommer.“

Schlechte Aussichten dagegen für Biergarten-Wirte. „Da, wo kein Dach drüber ist, wird auch nichts los sein“, sagt Thorsten Hellwig vom Gaststättenverband Dehoga NRW. Er geht allerdings nicht davon aus, dass die Fans sich zum Fußballgucken in ihre Wohnzimmer verziehen werden. Da November und Dezember generell starke Monate in der Gastronomie seien, würden während der Winter-WM umso mehr Menschen in die Restaurants und Kneipen stürmen. Und egal, ob Sommer oder Winter, Hellwig findet: „Der wichtigste Erfolgsfaktor bleibt immer noch, wie weit die Deutschen kommen.“