Eine Münchnerin beschreibt Panik und Schrecken an Bord der in der Adria in Seenot geratenen Fähre. Unterdessen scheinen sich Hinweise auf die Ursache des Feuers zu verdichten.

Rom. Eine deutsche Überlebende des Fährunglücks in der Adria hat chaotische Zustände an Bord der „Norman Atlantic“ geschildert. „Es war wie in der Hölle, die ganze Zeit Rauch, Rauch, Rauch“, sagt Ute Kilger aus München. „Die Crew war nicht anwesend, es gab keinen Ansprechpartner, niemanden, der Informationen hatte, niemanden, der einen beschützt hat.“

Kilger sagt, sie sei mit einem Bekannten aus München in Griechenland zur Olivenernte und auf der Rückreise nach Deutschland gewesen. Beim Betreten des Schiffes habe sie bereits ein schlechtes Gefühl gehabt, sagt die 54-Jährige. „Das Schiff war alt und klein, nicht wie eine richtige Fähre.“ Eigentlich hätten sie ein anderes Schiff gebucht.

In der Nacht sei sie dann von Schlägen geweckt worden. „Auf den Gängen liefen Leute rum, es wurde lauter. Ich habe Rauch gerochen. Es war Rauch im Treppenhaus, das Licht ging aus.“ Als sie sich auf Deck geflüchtet habe, habe es panikartige Szenen und Rangeleien gegeben. „Es gab Angst, sehr viel Angst. Alle wollten auf Rettungsboote. Familien schrien.“

Auf einer Seite des Schiffs seien Rettungsboote verbrannt. Das Wetter sei immer schlechter geworden. „Die Wellen wurden immer höher, furchtbar hoch. Es kam ein Gewitter.“ Erst nach Stunden wurde Kilger von einem Hubschrauber nach Brindisi in Italien ausgeflogen. „Im Großen und Ganzen muss man glücklich sein, dass so viele Menschen gerettet wurden“, sagt sie.

Unterdessen laufen die Ermittlungen nach der Ursache für den verheerenden Brand auf Hochtouren. So gibt es derzeit Hinweise, dass blinde Passagiere das Feuer entfacht haben können, möglicherweise, um sich zu wärmen, wie die Bild-Zeitung berichtet. Ein Staatsanwalt erklärte der Zeitung weiter, dass unter 49 Geretteten zwei Afghanen und ein Syrer gewesen seien. Einer von ihnen habe bereits politisches Asyl beantragt.

Auf der „Norman Atlantic“ war am frühen Sonntagmorgen nordwestlich der griechischen Insel Korfu ein Feuer ausgebrochen. 427 Menschen wurden gerettet, mindestens 13 Menschen starben, darunter zwei Einsatzkräfte. Die Behörden befürchten weitere Opfer. Die Suche nach ihnen dauert an.