Polizei stürmt Café. Der Täter wird getötet, auch zwei seiner Opfer sterben. Vier Menschen erleiden Verletzungen

Sydney. War es islamistischer Terror oder die Tat eines Verwirrten? Nach einem 16-stündigen Nervenkrieg haben Spezialeinheiten der australischen Polizei gestern Abend (MEZ) eine Geiselnahme in einem Café in Sydney beendet. Bei dem Befreiungsversuch wurden der Geiselnehmer und zwei seiner 17 Opfer getötet. Vier Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen.

Mit dem Sturmangriff um zwei Uhr nachts (Ortszeit) wollte die Polizei den Täter, einen 49 Jahre alter Iraner, offenbar überrumpeln. Es gab zunächst einige Explosionen, dann entwickelte sich ein Feuergefecht. Verzweifelte Geiseln rannten mit hocherhobenen Händen in die Dunkelheit, wo sie von Polizisten in Sicherheit gebracht wurden. Erst nach Stunden bestätigten die Behörden, dass auch zwei Geiseln getötet wurden: ein 34 Jahre alter Mann und eine 38-jährige Frau. Ob sie im Schusswechsel mit der Polizei ums Leben kamen oder von dem Geiselnehmer getötet wurden, blieb unklar. Unter den Verletzten ist auch ein Polizist, dem ins Gesicht geschossen worden war.

Bei dem Täter handelt es sich um den Iraner Man Haron Monis, der in Sydney als Islamist bekannt war und sich selbst als muslimischen Kleriker und Heiler bezeichnete. Auf TV-Bildern war zu sehen, dass er bei dem Überfall auf das Lindt Chocolat Café am Martin Place in Sydneys Innenstadt ein Stirnband mit arabischen Schriftzeichen trug und mehrere seiner Geiseln zwang, eine schwarze Flagge mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis an die Fensterscheibe zu halten. Nach Medienberichten forderte Haron Monis mehrfach, den australischen Regierungschef Tony Abbott zu sprechen.

Rätsel gab es über seine Motive. Die iranische Regierung bezeichnete ihn als „Geistesgestörten“. Haron Monis war in Australien, das ihm 1996 Asyl gewährt hatte, wegen sexueller Übergriffe in mehr als 40 Fällen sowie im Zusammenhang mit dem Tod seiner Ex-Frau wegen Beihilfe zum Mord angeklagt, berichteten Medien. Ein Rechtsanwalt, der ihn 2013 verteidigt hatte, sagte, der Mann sei gegen Kaution auf freiem Fuß gewesen. Bekannt ist auch, dass der Iraner Hassbriefe an Angehörige gefallener australischer Soldaten schrieb.

Viele Australier reagierten entsetzt auf die Tat. Politiker sprachen von einem „abscheulichen, bösartigen Angriff“, der nicht dazu führen dürfe, dass die Menschen nun ihr Leben änderten. Australien gehört zur Koalition, die in Nahost an der Seite der USA gegen die Terrormiliz IS kämpft. Im Land gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe.